7034681-1989_44_05.jpg
Digital In Arbeit

Zilks Höhenflüge

Werbung
Werbung
Werbung

Vor einer Woche taufte Wiens Bürgermeister Helmut Zilk auf dem Flughafen Wien-Schwe-chat die neue Großraum-Boeing der Lauda-Air auf den Namen „Mozart“. Helmut Zilk hat dies mit sichtbarem Vergnügen getan. Warum auch nicht? Trägt doch auch jeder zusätzliche Flieger des Neo-Flugunternehmers NikiLauda dazu bei, daß der bislang als etwas verschlafen geltende Flughafen von Wien endlich den Duft der großen weiten Welt ausströmt.

Und das ist doch das erklärte Ziel: Der Flughafen Wien soll eine Drehscheibe für den Flugverkehr in den stürmisch erwachenden Osten und in den bereits pulsierenden pazifischen Raum werden. Das will die Flughafen-Betriebsgesellschaft (wegen der Landegebühren), das will die Stadt Wien (wegen des Fremdenverkehrs), und das wollen Niki Lauda und die AUA - ausnahmsweise einmal gemeinsam. Die Chancen dafürstehen gar nicht schlecht: Im Flugverkehr nach dem Osten rechnet man mit zweistelligen Zuwachsraten, und die anderenieuropäischen Flughäfen sind ja bekanntlich jetzt schon überlastet.

Hoffentlich besteht der Wunsch nach möglichst vielen zusätzlichen „Flugbewegungen“ in Wien-Schwechat, wie das so harmlos-nüchtern im Branchenjargon heißt, nicht nur solange, als es diese „Flugbewegungen“ noch nicht gibt. Sonst kommt zum Nachtfahrverbot auch noch das Nachtflugverbot. Oder sollte dem Wiener Bürgermeister die Nachtruhe der vom Flugverkehr betroffenen Bürger weniger wichtig sein als die der Anrainer von Straßen, für die in Wien ja jetzt schon ein LKW-Nachtfahrverbot gilt, und für die Zilk bekanntlich Tempo 30 propagiert? Ganz abgesehen einmal davon, daß der Duft der großen weiten Welt in diesem Fall der von Kerosin ist...

Ich persönlich hielte es für reichlich hinterwäldlerisch zu glauben, daß sich Wien, will Wien, will Österreich Weltgeltung haben, vom „großen“ internationalen Flugverkehr abschotten kann.

Aber haben wir es vor Jahren nicht für genauso absurd gehalten, daß Österreich dem Straßentransport dereinst die freie Durchfahrt verweigern wird? Haben wir nicht, im Gegenteil, die Europabrücke als Symbol der Völkerverbindung durch Straßen gefeiert? So wie wir die Erbauer des Speicherkraftwerkes Kaprun als Helden gefeiert haben, während wir heute die Planer eines Kraftwerkes Dorfertal kriminalisieren. Daran sollte man im Überschioang der Gefühlefür ein zweites Frankfurt in Wien-Schwechat vielleicht auch einmal denken.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung