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Bernhards Bauernhöfe

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Das Buch über Thomas Bernhards Schuhe ist noch nicht geschrieben, aber das kann noch kommen, immerhin läßt uns Fotografin Erika Schmied im Buch „Thomas Bernhards Häuser” einen Blick in den Schuhschrank des Schuhfeti-schisten werfen. Büchern wie diesem haftet unweigerlich etwas Voyeuristi-sches an; alle, die Bernhard als Nestbeschmutzer und Schlimmeres beschimpften, dürfen nun schauen: Hier hat er geschlafen? So gepflegt waren die Fußböden seiner drei Bauernhäuser? Zwei Laden nur für Gürtel? Und wir haben immer gedacht, er sei bescheiden gewesen! Wer ihn aber schon zu Lebzeiten mochte, darf nun mit gutem Gewissen im Buch über seine Häuser schmökern.

Und es gelingt Erika und Wieland Schmied, dieses Voyeuristische produktiv zu machen, es gelingen ihnen Annäherungen an Bernhard, etwa wenn von den Weinen und Cognacs die Rede ist, die er hortete, aber niemals anbot, oder vom Service und Silber für 24 Personen, obwohl er niemanden einlud. Seine Widersprüche, vor allem aber seine Einsamkeit spiegelten sich in den Ambientes, die er sich mit der ihm eigenen Pedanterie schuf. Die Atmosphäre seiner drei Häuser entbehrt nicht eines gespenstischen Zuges.

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