Causa Teichtmeister: Galgen-Vögel

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Über die Lynchmob-Phantasien rund um Florian Teichtmeister.

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Über die Lynchmob-Phantasien rund um Florian Teichtmeister.

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Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben – und im Zweifel der Tod, wenn „die Ehre“ besudelt ist: So ging man über Jahrtausende mit Übeltätern um – und tut es in archaischen Gesellschaften bis heute. Das kleine Österreich ist davor nicht gefeit: Auch hier gibt es „Blutrache“ und „Ehrenmorde“, auch hier zeigt sich, wie dünn, wie fragil, wie zerbrechlich der Firnis der Zivilisation und des Rechtsstaats ist.

Dass ein Mob mit portablem Galgen und unvorteilhaften Fotos durch die Straßen zieht – an diesen Anblick musste man sich während der Corona-Demos erst gewöhnen. Wie sich nun zeigt, haben die Damen und Herren Galgen-Vögel offenbar nachhaltig Freude an ihrem Tun gefunden: Sie trommelten ihre Lust an der privaten Barbarei nicht nur vor dem Elternhaus von Florian Teichtmeister, sondern dienstags auch vor dem Landesgericht für Strafsachen in Wien, wo sich dieser verantworten musste. 13 Jahre lang hatte sich der ehemalige Schauspielstar zehntausende Bilder von Kindesmissbrauch angesehen und mit Collagen und pädosadistischen Texten ergänzt.

Schreckliche Taten, für die er nun zwei Jahre bedingt erhielt. Gerecht? Nach allen Abwägungen ja. Jedenfalls aber ein Schlag ins Gesicht jenes Mobs, dessen Getrommel am Ende sogar strafmildernd war.

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