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Freimaurer

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Vor kurzem brachte eine Salzburger Zeitung eine Notiz, in der zu lesen war, daß Kardinal König ein Hochgrad-Freimaurer sei. Schlicht und einfach Hochgrad-Freimaurer. Eine Tatsachenmitteilung, so wie man melden würde, Kardinal König ist Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre, oder Kardinal König ist Ehrendoktor der Universität Wien. Sollte es ein Faschingsscherz sein? Die Faschingszeit ist schon vorbei. Und wo läge hier der Humor? Will man den Kardinal zu einer Stellungnahme provozieren, soll sich der Kardinal hinstellen und erklären: Es ist nicht wahr, daß ich Freimaurer bin, wahr ist vielmehr, daß ich kein Freimaurer bin, ich bin auch nicht Agent einer kommunistischen Weltverschwörung, ich bin nicht jüdischer Abstammung und habe auch nicht als SS-Mann in Auschwitz Juden vergast. Vielleicht kommt jemand darauf, auch solches zu behaupten. Und vielleicht gibt es Dumme, die dies glauben. Vielleicht gibt es auch Leute, die gar nicht so dumm sind, sondern die die Dummheit nur verwenden wollen, um den Mann, der ihnen ein Dorn im Auge ist, ins Zwielicht zu stellen, der Ihnen unbequem ist, eben weil er eine klare Haltung einnimmt in Österreich und in der Welt; weil sein Name hier Symbol ist für die Lösung der Kirche aus manchen Bindungen, in denen manche sie noch gerne sehen möchten, weil er in der Welt mit jenen spricht, mit denen man eben nicht sprechen darf. Vielleicht kommen sie sich auch noch als gute Katholiken vor, so wie sich jene als gute Katholiken vorkamen, die den Papst Johannes als einen Agenten des Kommunismus bezeichneten, der täglich seine Weisungen aus dem Kreml erhalte. Mit Dummköpfen soll man Mitleid haben, den Biedermännern aber, die hier als Brandstifter durch die Gegend ziehen, soll man auf ihre schmutzigen Finger klopfen. Was man auch tun wird.

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