Es leuchten die Sterne... In Zukunft nicht nur am nächtlichen Sommerhimmel über Wien, sondern auch an so mancher, bisher „nackter“ Wiener Frackbrust. Einem dringenden Bedürfnis folgend halt der Wiener Landtag in seinen sommerlichen Kehraus auch noch ein Ordensgesetz einbezogen. Was andere Bundesländer können, das bringen wir auch fertig. So sagte man im Wiener Rathaus. Und gesagt, getan. Künftig wird also auch das Land Wien ein eigenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Bundeshauptstadt vergeben — und das gleich in sieben Stufen, angefangen vom „silbernen Ver-dienstzedchen“ bis hinauf zum „großen goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern“.
In Föderalismus machen: das paßt einfach nicht zum Wiener. Darum hätten wir es gerne gesehen, wenn man im Wiener Rathaus auf diesen Federschmuck eines oft sehr engherzigen Lanidespaitriotismus verzichtet hätte. Bisher ist es auch so gut. gegangen. Noch dazu, wo die Stadt Wien bereits genügend und nicht die schlechtesten Möglichkeiten der Auszeichnung — denken wir nur an die Preise der Stadlt Wien oder an den Ehrenring — besitzt. Aber nein: Landesorden fehlten bisher, sie müssen daher her.
Die Zeiten sind eben lange her, da Sozialisten stolz oder sogar ein wenig verächtlich über die kleinbürgerliche Sucht nach Titeln und Orden lächelten Vorbei die Zeit. Heute „nimmt“ man nicht nur selbst gern, man „stiftet“ auch noch. So bleibt uns nur die Eröffnung eines neuen Jahrmarkts der Eitelkeiten anzuzeigen. Bewerber bitte vortreten...
