Brauerei - © pixabay

Warnstreik: In cervisia veritas

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Über einen Warnstreik, der mehr Aufmerksamkeit verdient.

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Über einen Warnstreik, der mehr Aufmerksamkeit verdient.

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Eine junge Französin wartet am Hauptbahnhof auf einen Zug. Aber er kommt nicht. Sie hat Verständnis. „C‘est la grève“, in Frankreich kennt man das. In Österreich eher nicht. Und so geriet in all der Aufregung um den einzigen Tag in diesem Jahr, an dem die Züge der ÖBB einhielten, was auf der Anzeige stand, ein Streik völlig in den Hintergrund. „C‘est la grève“, hieß es auch in den Bierbrauereien. Eine geringere Tages-Produktion verbunden mit höheren Produktionskosten. Ein Warnstreik eben. Die Brauerei-Mitarbeiter(innen) kämpfen um Löhne, die zumindest die Inflation ausgleichen. Die gelernte Österreicherin weiß: Was sich hier abspielt, geht tiefer. Es geht um ein österreichisches Selbstverständnis. Wenn der Zug ausfällt, bleibe ich zuhause. Aber wenn das Bier knapp wird? Was dann? Ich wage es nicht, mir das auszumalen. Und ja, es mag schon stimmen: Österreich ist nicht die biertrinkende Nation schlechthin. Wir genießen eben. „Mei Bier is ned deppat“, hat sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Die Brauerei-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind es auch nicht. Ihr Kampf um gerechte Löhne ist unser Kampf für den Feierabend-Genuss. In diesem Sinne: „Faites la grève“, streiken Sie! Prost!

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