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Bis an die Sterne

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Das Stadtbild von Prag, das bisher von der einzigartigen. Silhouette der alten Bauten auf dem Hradschin beherrscht wurde, soll jetzt im volksdemokratischen Sirtn umgestaltet werden. Den architektonischen Kunstwerken aus Prags großer Vergangenheit will man auf dem Letna- plateau gigantische Parteibauten gegenüberstellen. Schon in diesem Jahre soll auf der Anhöhe oberhalb der Moldau, gegenüber der Brücke, die zum Altstädter Ring führt, eine Riesenstatue Stalins errichtet werden. Das Monument, das mit dem Sockel dreißig Meter hoch sein soll, wird somit in der verlängerten Fluchtlinie des Wenzelplatzes stehen und von weit her sichtbar sein. Der Grundriß des von dem Bildhauer Vaclav Pokomy entworfenen Denkmals entspricht einem Dreieck, an dessen Spitze der sowjetische Marschall in einem Feldherrnmantelstehen wird, zu beiden Seiten flankiert von Werktätigen.

Zu diesem Koloß, der in seiner Höhe mit den zwei weißen romanischen Tünnen der ältesten Kirche auf dem Hradschin, der Georgsbasilika, konkurrieren soll, wird — nach einem Bericht in der „Neuen Zeitung , München — auf dem Letnaplateau noch ein Komplex von Parteigebäuden kommen. Schon jetzt befindet sich dort ein riesiger Aufmarschplatz für Armee- und Parteiparaden. Zwar stehen Zahl und genaue Form der hier geplanten Monumentalbauten noch nicht fest, doch wird es sich vorwiegend um Hochhäuser nach sowjetischem Muster mit zahlreichen Türmen handeln. Das höchste davon wird das für das Zentralkomitee der KPC bestimmte Gebäude sein, das • Vielleicht sogar den Veitsturm überragen wird.

Diesen Einbruch einer fremden Baugesinnung in das harmonische Stadtbild befürwortet der führende Prager Kommunist Gustav Bares mit den Worten: „Der Sinn des Aufbaues des neuen Prag ist in dem Bemühen zu sehen, die Stadt schöner und berühmter zu machen. So wie die Bolschewiken Moskau, das ehemalige Dorf des zaristischen Rußland, in die modernste und schönste Stadt der Welt verwandelten, so werden auch wir unter der Führung der KPC ein schönes, glückliches, sozialistisches Prag schaffen.

Und unter Hinweis auf die sagenhafte Begründerin der Stadt fügte er hinzu: .So erfüllen wir die Prophezeiung Libussas von einer Stadt, deren Ruhm an die Sterne heranreicht. Den roten Stern dürfte die Ahnherrin der Przemysliden freilich nicht gemeint haben…

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