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Der Imam und die Konsuln

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Imam Ahmad, geistlicher und weltlicher Herrscher einiger Millionen Jemeniten — man hat sie nie genau zählen können —, hegte keine allzu große Vorliebe für die „Freundschaftsbotschafter“ aus der Sowjetunion, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sein Land besuchen wollten. Deshalb erging ein strickter Befehl an die jemenitischen Konsuln, besonders in Kairo und Khartum, sowjetischen Staatsbürgern erst nach Rücksprache mit der Regierung in Jemen die notwendigen Visa zu erteilen.

Die eigentliche Gefahr für den Iman kam aber nicht aus Moskau, sondern — wie er es nur allzuspät erkannte — von viel näher, von dem „arabischen“ Stiefbruder Nasser.

Damals, im Jahre 1957, vertraten in vielen afrikanischen Ländern die ägyptischen Botschaften die jemenitischen Interessen. So auch in Addis Abeba, wo der junge Konsul aus Kairo ein oft und gerngesehener Gast der sowjetischen Botschafter war. Er, ein passionierter Volleyballspieler, verbrachte die meisten Nachmittage auf dem großen Sportplatz der sowjetischen Diplomaten in Addis Abeba. Der junge Diplomat versah zugleich die Obliegenheiten eines libanesischen, irakischen und jemenitischen Konsuls. Nach den gemütlichen Volleyballnachmittagen verteilte er meistens ziemlich wahllos vor allem jemenitische Visa an seine sowjetischen Volleyballkameraden.

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