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Eine neue Dynastie?

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In Madrids „guter Gesellschaft“, in den Kaffeekränzchen der Marquesas und Duquesas, gibt es derzeit einen Gesprächsstoff, der die Hocharistokratie mit der spanischen Einheitsgewerkschaft vereint: Don Alfonso de Borbon Dampierre, Infant von Spanien, Bankangestellter, Begleiter der begehrenswertesten Madrilenas und von den Syndikaten protegierter Königskandidat, ist plötzlich zum bedeutendsten Konkurrenten des , spanischen Thronanwärters Don Juan und dessen Sohn Juan Carlos geworden. Adel und Gewerkschaft haben mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, was vor kurzem Don Juan in seinem portugiesischen Exil

Estoril während eines Interviews mit dem Korrespondenten der „New York Times“ in Harnisch brachte: nämlich die Heiratspläne des begehrten und gutaussehenden Prinzen Alfonso. Don Juan war zu Ohren gekommen, daß Don Alfonso bei seinem jüngsten Besuch bei seiner Großmutter, Königin Victoria- Eugenia, die seit vielen Jahren in Lausanne wohnt, Ihrer Hoheit eine hübsche junge Dame vorgestellt hat. Es war die 16jährige Maria del Carmen Bordiu Franco, älteste Tochter der Marqueses de Villaverde und Enkelin des spanischen Staatschefs.

Regimetreu und beim Volk beliebt

Was eine derartige Vorstellung bedeutet, ist klar. Sie ist der entscheidende Schritt vor der Verlobung, die sämtliche Unklarheiten über das seit bald zwanzig Jahren die spanische Öffentlichkeit beschäftigende Nachfolgeproblem be seitigen dürfte. Denn obzwar offiziös stets Don Juan de Bourbon, der Zweitälteste lebende Sohn des letzten spanischen Königs, Alfons XIII, als künftiger Monarch angesehen wurde, war es niemand ein Geheimnis, daß er weder beim Volk noch bei Franco, dem das Vorschlagsrecht für seinen Nachfolger zusteht, besondere Sympathien genießt. Beim Volk erinnert eine juanistische Monarchie noch zu sehr an Privilegien und Palastintrigen, und bei General

Franco haben Don Juans liberale Tendenzen und Äußerungen oftmals Mißfallen erzeugt.

Für seinen Sohn, Don Juan Carlos, sind die Thronaussichten kaum rosiger. Er wurde zwar in Francos Sinn in Spanien erzogen und heiratete zu dessen Wohlgefallen die Griechenprinzessin Sophie. Seine Treuebeweise gegenüber seinem königlichen Vater scheinen dem Staatschef weit weniger gefallen zu haben.

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