Washietl - © Foto: APA / Herbert Neubauer

Engelbert Washietl: Grandseigneur des Journalismus

19451960198020002020

Erinnerung an Engelbert Washietl (1941-2022), den nimmermüden Kämpfer um Qualität im österreichischen Journalismus.

19451960198020002020

Erinnerung an Engelbert Washietl (1941-2022), den nimmermüden Kämpfer um Qualität im österreichischen Journalismus.

Werbung
Werbung
Werbung

"Lauter Chefs“ ist der Artikel überschrieben, der „alten Hasen“ in der FURCHE-Redaktion bis heute präsent bleibt: Für die 60-Jahr-Jubliäums-Ausgabe der Zeitung hatte der Chefredakteur Engelbert Washietl eingeladen, einen Beitrag über die FURCHE-Redaktion zu verfassen. Der Altvordere kam in eine Redaktions­konferenz, und was er da sah, brachte er in der FURCHE-Ausgabe vom 1. Dezember 2005 zu Papier. Großartig beobachtet, durchaus spitze und gleichzeitig liebenswürdige Kritik stand da, gepaart mit der Hochachtung vor den Kolleg(inn)en, die er da zu beschreiben hatte: Er war eben „lauter Chefs“ gegenübergesessen – nie zuvor und nie danach wurde die FURCHE-Redaktion so prägnant auf den Punkt gebracht wie in Washietls Zeilen.

Für Washietl-Kenner nichts Überraschendes, aber für die FURCHE bis heute ein Gustostückerl eines journalistisch-feuilletonistisch-kollegialen Zugangs. Damals war Washietl als Chefkommentator beim Wirtschaftsblatt bereits an der Schwelle zum Ruhestand. Der 1941 in Stockerau Geborene und studierte Historiker war jahrelanger „Außenpolitiker“ bei der Presse, deren stellvertretender Chefredakteur er 1985 wurde. 1988 wechselte er in die Wiener Redaktion der Salzburger Nachrichten, bei denen er 1995 auch Chefredakteur war. 1996 ging er als stellvertretender Chefredakteur zum Wirtschaftsblatt, eine Funktion, die er bis 2004 innehatte. Aber auch als „Pensionist“ ab 2006 blieb Washietl höchst aktiv – nicht zuletzt als nimmermüder Mahner für Qualitätsjournalismus und als Mentor mehrerer Journalist(inn)engenerationen. Bereits zu Beginn der 2000er Jahre gehörte er zu den Gründern der „Initiative Qualität im Journalismus“, deren langjähriger Sprecher er auch war.

Washietl war 1996 der erste Träger des Kurt-Vorhofer-Preises für politische Berichterstattung, 2013 erhielt er für sein Lebenswerk den Concordia-Preis. Seine letzte Ehrung, den niederösterreichischen Hans-Ströbitzer-Preis, konnte Engelbert Washietl vor zwei Wochen krankheitshalber nicht mehr entgegennehmen. Am 3. Juni ist dieser Grandseigneur des österreichischen Journalismus im 82. Lebensjahr verstorben.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung