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Kämpfer gegen den Josephinismus

19451960198020002020

Bischof Gregorius Thomas Ziegler. Von Eduard Hosp CSSR. Oberösterreichischer Landes- verlag, Linz. 200 Seiten, 1 Abbildung. Preis 48.50 S

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Bischof Gregorius Thomas Ziegler. Von Eduard Hosp CSSR. Oberösterreichischer Landes- verlag, Linz. 200 Seiten, 1 Abbildung. Preis 48.50 S

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Eduard Hosp kann auf dem Gebiete der österreichischen Kirchengeschichte, vor allem des 19. Jahrhunderts, auf ein stattliches Oeuvre zurückblicken, durch das er eine Fülle interessanten und größtenteils unbekannten Materials der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Diesen Vorzug besitzt auch sein neuestes Werk, die Biographie des 1770 im damaligen Vorderösterreich geborenen Bischofs Gregorius Thomas Ziegler, der in seinem langen Leben ein unermüdlicher Vorkämpfer jener Bewegung war, die man heute als katholische Restauration bezeichnet.

Zieglers Weg führte zunächst vom schwäbischen Benediktinerstift Wiblingen, das französischer Besetzung und Säkularisation zum Opfer fiel, zusammen mit einigen seiner Klosterbrüder in das polnische Kloster Tyniec. Als sich dort die deutsche Ordensgemeinde infolge der Intrigen von seiten des einheimischen Klerus nicht mehr halten konnte, wurde Ziegler 1810 an die Lehrkanzel für Kirchengeschichte im bischöflichen Priesterseminar in Linz berufen. Eine eigenartige Fügung brachte es mit sich, daß er in seinem späteren Leben sowohl nach Tyniec als auch nach Linz zurückkehren sollte als Bischof.

Dazwischen lag aber noch eine Zeit intensiver theologischer Ausbildung. 1815 wurde er zum Professor für Dogmatik an der katholischen Fakultät der Universität Wien ernannt, an der er bis 1822 lehrte.

Im Bolzano-Prozeß spielte der Dogmatikprofessor eine entscheidende Rolle, und sein Gutachten über die Erbauungsreden des bekannten Prager Gelehrten war ausführlicher, aber auch schärfer als das der übrigen Fakultätsmitglieder. Sogar Zieglers bester Freund noch von Wiblingen her, Roman Sebastian

Zängerle, damals Dekan der Theologischen Fakultät, milderte an manchen Stellen das Urteil Zieglers, der Bolzano allerdings auch die subjektive Orthodoxie zugestanden hatte. Für den heutigen Leser sind die negativen Ausführungen Zieglers zu den sozialen und politischen Theorien Bolzanos (S. 41) besonders interessant.

1822 wurde Ziegler zum Bischof von Tyniec- Tarnow ernannt, und seine Bemühungen, dieses neugegründete Bistum aufzubauen und zu sichern, waren ebenso aufreibend wie kostspielig. Auch das rauhe Klima Galiziens griff den Bischof an, der daher seine Transferierung nach Linz 1827 mit Freuden begrüßte. Dort wirkte er bis zu seinem Tod im Jahre 1852 mit Hingabe auf den verschiedensten Gebieten der Seelsorge und der katholischen Lehre.

Zieglers beharrlicher Resistenz gegen die jose- phinischen Kirchengesetze hat Hosp ein eigenes Kapitel gewidmet, das ebenso wie alle anderen dieses Werkes vornehmlich auf archivalischen Quellen aufgebaut ist. Besonders wertvoll ist die Heranziehung der großen Korrespondenz Zieglers, der mit fast allen für die Kirchengeschichte seiner Zeit bedeutenden Männern in brieflicher Verbindung stand. Die wichtigsten von ihnen hat Hosp in dankenswerter Weise in einem Personenverzeichnis mit Kurzbiographien am Ende seines Buches zusammengefaßt. Der Anmerkungsapparat, das' Schrifttumsverzeichnis Zieglers und ein Personen- und Sachregister vervollständigen die gediegene Arbeit, die allen an der österreichischen Kirchengeschichte des 19. Jahrhunderts Interessierten willkommen sein wird.

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