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Liederabend Irmgard Seefried

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Die heurigen, in den Wiener Palais veranstalteten Gesangabende wurden durch einen Liederabend Irmgard Seefrieds abgeschlossen, der sich im Gegensatz zu den vorangegangenen durch ein höheres künstlerisches Niveau auszeichnete. Die Sängerin befand sich in bester stimmlicher Verfassung, so daß man nur in der angestrengt klingenden, akuten Höhenlage bemerkte, daß ihre Stimmittel über den Zenit hinaus sind. Frau Seefried stellte ihre schon oft bewährte, reife Vortragskunst auch in den Dienst zweier seltener zu hörender Liedergruppen: Schumanns „Gedichte der Maria Stuart“ und Mussorgskys „Kinderstube“. In der heutigen Zeit, in der das Publikum oft die Aufdringlichkeit der Liedinterpretation durch bekannte Opernstars auf Grund deren rein stimmlicher Vorzüge akzeptiert, sind die Natürlichkeit und Echtheit des Vortrages von Frau Seefried doppelt begrüßenswert. Daß die Romantik der Schubert- und Brahms-Gesänge der Künstlerin ebensogut liegt wie die verstehende, verinnerlichte Wiedergabe von Hugo-Wolf-Liedern, weiß man von früheren Abenden der Sängerin her. Auch für den Mussorgsky-Zyklus suchte sie den richtigen Ausdruck zu finden, nur hätte man dabei die zu stark aufgetragene Gestik gerne vermißt, die durch ihre Outrage störend wirkte. — In der Bemühung um ein restlosen Ausschöpfen des jeweiligen Liedgehaltes fand Frau Seefried gute Unterstützung bei Helmut Deutsch, der nicht als bloßer Begleiter, sondern als vollwertiger, die harmonische Struktur der einzelnen Lieder hervorhebender Klavierpartner einzuschätzen ist. Mit dem gespendeten reichen Beifall konnten die Künstler zufrieden sein.

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