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Zeitung im Exil

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Nicht nur Menschen, auch Zeitungen leben manchmal in der Verbannung. Mit einem 66 Seiten starken Sonderheft feiern die „Prager Nachrichten“, die in München erscheinen, ihr 20jähriges Jubiläum. „Das deutschsprachige Prag mit seinen lebensstarken Hochschulen, Theatern, Zeitungen besteht nicht mehr — und sollte doch als Erinnerung in uns wenigen Überlebenden nicht sterben“, schreibt in seinem Beitrag der Zürcher Schriftsteller N. O. Scarpi (Fritz Bondy), selber ein Überlebender des alten Prag: „Aber nicht nur für uns, auch für die Nachlebenden sollte der Ruhm unserer Sprachinseln erhalten bleiben ... Die inseln erhalten bleiben... Die .Prager Nachrichten' haben das große Verdienst, uns zusammenzuhalten und darüber hinaus eines Tages ein sehr wesentliches Material unseres Geschichteschreibers zu sein.“

Grußworte zur Festnummer schrieben unter anderen der bayrische Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel, der unter anderem auch auf die wertvollen ständigen Beilagen des Monatsblattes, „Alma Mater Pragen-sis“ und „Mitteilungsblatt des Adalbert-Stifter-Vereins“, hinweist, Oberbürgermeister Schlichtinger von Regensburg als Patenstadt der Sudetendeutschen, Professor Karl Bosl, Erster Vorsitzender des Collegium Carolinum, das in München an die Tradition der Prager Deutschen Universität anknüpft, Dr. Hans Joachim Vogel, Oberbürgermeister von München.

Nach George Schroubek und Doktor Walther Michalitschke fungiert nunmehr Rudolf Hemmerle als Herausgeber der „Prager Nachrichten“. Das schön ausgestattete Sonderheft enthält an interessanten Beiträgen unter anderem: „Vom deutschen Leben im alten Prag“, einen Rückblick auf die berühmten Schauspieler und Sänger, die einst am Prager Deutschen Theater gewirkt haben, sprachgeschichtliche Notizen zur deutsch-slawischen Symbiose im mitteleuropäischen Raum, „Als die Prager deutschen Zeitungen starben“ und die Autobiographie des 1954 verstorbenen Dichters Paul Leppin, der zum „Prager Kreis“ gehört hat; schließlich die Reproduktion einer Kohlezeichnung des Präger Malerg Emil Orlik, die den SchauspiedeT Emst Deutsch in der Rolle eines ostjüdischen Jungen darstellt.

Erinnerungen stehen auf, Gegenwart schmerzt, und die Zukunft — hat sie schon begonnen?

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