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Blick hinter die Kulissen

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GESICHTER EINES DIKTATORS. Adolf Hitler. Herausgegeben von Jochen von Lang. Mit einem Vorwort von Joachim Fest. Christianr Wegner-Verlag, Hamburg 1968. 160 Seiten, 20 DM.

Das Bild als historische Quelle ist heute weitgehend anerkannt, die Schwierigkeiten der Archivierung, wissenschaftlichen Aufbereitung und der Präsentation sind aber noch kaum gelöst. Den Bilddokumentationen hängt meist der Makel eines Bilderbuches an, weil man sich einerseits eine Gesamtübersicht über das vorhandene Material nicht verschaffen will oder kann, anderseits aber auch Regeln für eine bildmäßige Quellenedition kaum befolgt werden. Der vorliegende Band kann auf zwei günstigen Voraussetzungen aufbauen, erstens die ausschließliche Beschränkung auf die Person Hitlers mit allen unbestreitbaren Vorteilen und Erleichterungen einer monographischen Darstellung und zweitens die gleichbleibende Person des Photographen. Heinrich Hoffmann stand mehr als 20 Jahre mit der Kamera neben Hitler und kaum ein anderer hatte so wie er die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und den „Führer“ in seinem normalen Verhalten und in seiner menschlichen Unzulänglichkeit zu erleben. Es fällt daher bei der vorliegenden Auswahl besonders auf, daß derartige Bilder mit ganz wenigen Ausnahmen fehlen, es läßt sich auch hier die Handschrift des Propagandisten nicht verleugnen (man vergleiche etwa den 1934 erschienenen Bildband Hoffmanns „Hitler, wie ihn keiner kennt“), was entweder auf die Aufnahmetechnik oder auf die zu schmale Basis der Bildauswahl zurückzuführen ist. Man hat es aber auch versäumt, alle verfügbaren Hoffmann-Bilder zur Auswahl heranzuziehen, dem Rezensenten sind eine Reihe von Photos bekannt, die sich in verschiedenen Archiven befinden und in manchem typischer als die verwendeten sind. Sonst zeichnet sich das Werk durch eine ungewohnte Qualität aus, die Aufgabe, die „Gesichter eines Diktators deutlich zu machen“, scheint im wesentlichen voll geglückt, die Eindringlichkeit der wechselnden Gesichter Hitlers und der rasche Verfall in den Zügen gegen Kriegsende wurde bei keiner Bildauswahl bis-. her so deutlich gemacht.

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