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Klarsichtpackung?

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GESELLSCHAFT UND DEMOKRATIE IN DEUTSCHLAND. Von Ralf Dahrendorf. R.-Piper-&-Co.-Verlag, München. 518 Seiten, 28 DM.

Dahrendorf galt lange Zeit als der deutschen Soziologie liebstes Kind. Kaum eine methodische Vorlesung aus dieser zwar jungen, aber in den Verstrickungen modernen Gesellschaftslebens populären Wissenschaft, in der sein Name als Exempel einer Neuorientierung nicht genannt worden wäre. Der schon mit 28 Jahren habilitierte Wunderknabe wanderte als Ordinarius in Tübingen und an der neuen Universität von Konstanz die Wege einer voraussetzungslosen, empirischen Wissenschaft, die nach Beweisen für ihre Behauptungen suchte. Dann aber wandelte sich Gustav Dahrendorf zum Ralf Dahrendorf; und aus dem wissenschaftlichen Empiriker wurde der Praktiker, denn es „hindert mich das unmittelbare politische Engagement, zu dem ich mich inzwischen entschlossen habe, an ... Distanz ... und an der akademischen Fragestellung“. Denn Dahrendorf landete — nach Zwischenstationen bei der SPD (und als Gastredner auf einem Bundesparteitag der ÖVP in Wien) — bei der FDP, jener Partei, die 1966 aus der deutschen Koalition ausscheiden mußte, seither zur vehementen Kritikerin dieser Regierungsform wurde und das liberale Gedankengut hochzuhalten bestrebt ist. Dahrendorf wurde 1968 FDP-Abgeordneter des Landtages von Baden-Württemberg und Mitglied des Bundesvorstandes der FDP.

Und so liegt ein Buch vor dem Leser, das nicht den Wissenschaftler ausweist, der über Politik schreibt, sondern den Politiker, der aus engagierter Sicht sein Vaterland und die Demokratie in diesem Vaterland sieht. Diese Klarsicht ist notwendig, um zu verstehen, warum Dahrendorf sich über weite Passagen nicht einmal bemüht, Beweise — die mehr sind als historische Legenden — auf das Papier zu bringen. Er behauptet, ist logisch, abei nicht im letzten überzeugend beweiskräftig. In fünf Kapiteln stellt er die „deutsche Frage“, die kritisch seinen Landsleuten historische Fehler aufzeigt und die nachweist, warum in Deutschland die liberale Demokratie nicht Fuß gefaßt hat,

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