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SehnSucht nach Aldous Huxley?

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Die Konturen der „anderen neuen Welt“ versucht der Jesuit Herwig Büchele in einem sachlichen und zugleich engagierten Buch auszumachen.

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Die Konturen der „anderen neuen Welt“ versucht der Jesuit Herwig Büchele in einem sachlichen und zugleich engagierten Buch auszumachen.

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Der britische Romancier Aldous Huxley ist den heutigen Lesern fast nur mehr als der Autor des 1932 (!) veröffentlichten Romans „Schöne neue Welt“ bekannt. Obwohl dies nicht einmal sein bestes Werk ist, ist es vielleicht sein vielschichtigstes. Wie aber kommt ein renommierter Philosoph und Theologe, der in Innsbruck lehrende Jesuit Herwig Büchele dazu, diesen Roman als Grundlage einer ebenso vielschichtigen, zumindest zweideutigen Lektüre zu wählen? Büchele beschreibt, analysiert, und konfrontiert die „SehnSucht nach der Schönen neuen Welt“ mit echtep Alternativen.

Huxley drückte ein mensch- heitlich-geschichtliches Grunddilemma aus: „Entweder auf die Verwirklichung von sozialer Gerechtigkeit zu verzichten — oder durch soziale und technische Manipulation eine Welt zu konstruieren, in der sich niemand ungerecht behandelt fühlt.“ Büchele arbeitet die Logik der Schönen neuen Welt in den Lebens- und Krisenfeldern unseres Daseins heraus, um sie überhaupt erst

wahrnehmbar und dadurch veränderbar zu machen. Erst danach wird gefragt, wo unsere Gesellschaft den Roman von Huxley vorwegnimmt beziehungsweise bereits überholt hat. Die Vergegenwärtigung der Welt Huxleys hat aber vor allem den. Sinn, den Boden für die Suche nach Alternativen aufzubereiten. Welcher Weg etwa aus der drohenden kollektiven Entmündigung herausführen könnte, skizziert der Autor im letzten Abschnitt.

Büchele nennt die Dinge beim Namen, ohne das Für-und-Wider zu übergehen; er schreibt in einer Sprache, die Gelehrsamkeit nicht vorzugeben braucht - sie steckt „dahinter“ und eröffnet sich oft erst bei wiederholter Lektüre. In jedem Fall aber greift Büchele Überlebensfragen der Menschheit und des einzelnen Menschen auf: dazu gehört auch der Glaube an die andere, neue Welt, die in einer eschatologischen Sehnsucht erwartet wird und so auch schon die Gegenwart beeinflußt.

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