Die verbotene Geschichte eines Stalin-Massakers

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In den Tagen nach dem tragischen Flugzeugabsturz nahe der russischen Stadt Smolensk, bei dem der polnische Präsident Lech Kaczynski und zahlreiche Vertreter der polnischen Elite ums Leben kamen, ereignete sich im russischen Fernsehen Erstaunliches. An zwei verschiedenen Tagen wurde im Hauptabendprogramm Andrzej Wajdas Film über das Massaker an 20.000 polnischen Offizieren im April 1940 gezeigt.

Schonungslos rechnet Wajda darin mit dem Stalinismus als mörderischem System des Verschweigens, Erpressens und Unterdrückens ab. Detailliert schildert er die Geschichte mehrerer Offiziere und ihrer Familien, die direkt oder indirekt Opfer der Ausrottung der polnischen Militärführung wurden.

Der Film schafft es, in 120 beklemmenden Minuten auch die Ängste der Polen von heute verständlich zu machen. In der ersten Szene treffen etwa flüchtende Zivilisten auf einer Brücke irgendwo in der Mitte Polens aufeinander. Die einen rufen: „Hinter uns kommen die Deutschen!“, die Entgegenkommenden: „Hinter uns sind schon die Russen!“ So ist das Gefühl vieler Polen bis heute geblieben: umgeben von potenziellen Feinden. Lech Kaczynski selbst hat politisch immer wieder mit diesen Ängsten gespielt. Wie zur Ironie trug sein Tod zu einer schlagartigen Verbesserung der polnisch-russischen Beziehungen bei. Ein kleiner Beweis des neuen Verhältnisses erfolgte sofort nach dem Unglück: Wajdas Film wurde zweimal im Hauptabendprogramm des russischen Fernsehens gezeigt.

„Das Massaker von Katyn“ (DVD)

Polen 2007. Regie: Andrzej Wajda

Mit A. Amijewski, M. Ostaszewska.

122 Min. Erhältlich bei amazon um € 11,99

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