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Ein Patriarch zuviel in Bulgariens Kirche

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Anfang März hat das Oberste Verwaltungsgericht in Sofia die Be-gistrierung des Synods unter dem Patriarchen Maksim aufgehoben. Diese Registrierung war von Bontscho Assenow, dem ehemaligen Leiter des Direktoriums für Glaubensangelegenheiten vollzogen worden. Nach Ansicht des Gerichts war dies gesetzwidrig. Das Verfahren hatte der 90jährige ehemalige Metropolit Pimen, der vom abgespaltenen Flügel der bulgarisch-orthodoxen Kirche zum „Gegen-Patriarchen" gewählt worden war, angestrengt. Insbesondere argumentierte das Gericht, Bontscho Assenow hätte nicht mehr das Recht gehabt, Führungsgremien einer Konfession in staatlichem Auftrag anzuerkennen. Die Registrierung von Patriarch Maksim wurde somit für „null und nichtig" erklärt. Das Höchstgericht hob damit zum zweiten Mal die Legimität Maksims auf: 1992, als die antikommunistische „Union demokratischer Kräfte" die Regierung stellte, wurde der abgespaltene Kirchenflügel anerkannt, ein Jahr später wurde diese Registrierung wieder zurückgenommen.

Maksim wird vom Gegen-Synod vor allem vorgeworfen, daß er 1971 von den damaligen kommunistischen Machthabern eingesetzt worden sei und sein Amt somit nicht durch eine Wahl in der Kirchen Versammlung erlangt habe.

Nach 1992 versuchte Maksim, die staatliche Anerkennung seines Synods neuerlich zu erreichen, was im Dezember 1996 aueh gelang. Angeblich war Rontscho Assenow von der Regierung beauftragt worden, seinen Synod zu registrieren.

Nach der gerichtlichen Aufhebung dieser Registrierung erklärte Patriarch Maksim, sein Synod überlege, beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag dagegen zu klagen. Außerdem sei er - im Gegensatz zu „Gegen-Patriarchen" Pimen - von der Weltorthodoxie als rechtmäßiges Kirchenoberhaupt anerkannt.

Im Juni 1996 hatte der abgespaltene Kirchenflügel Rischof Pimen zum Oberhaupt gewählt und die Regierung Widenow aufgefordert, diesen als Patriarchen anzuerkennen. Der Ministerrat verzögerte die Anerkennung monatelang und lehnte sie schließlich mit der Regründung ab, es gebe schon seit Jahren den offiziell an -erkannten Synod unter Maksim: es sei ausgeschlossen, zwei Führungsgremien einer Konfession zu registrieren.

Ex-Kirchenamtsleiter Assenow erklärte vor kurzem, hohe Geistliche beider Flügel der gespaltenen Kirche hätten zur Zeit der kommunistischen Herrschaft (1944-89) mit der Staatsicherheit kollaboriert. Seit Anfang der neunziger Jahre befänden sich diese Geistlichen in einem „Zustand der Schwerelosigkeit". Er empfahl, eine für 1. Juli angekündigte Kirchenversammlung des Maksim-Synods abzuwarten. Insbesondere sollten einflußreiche Persönlichkeiten wie der neue Staatspräsident Petar Stojanow herangezogen werden, um die Wie-dervereinigurjg der Kirche zu betreiben. Eine Registrierung Pimens als Patriarch, so Assenow, würde die Kirchenspaltung hingegen nur vertiefen.

Inzwischen teilte „Gegen-Patri-arch" Pimen mit, wenn Patriarch Maksim zurücktrete, sei er bereit, das gleiche zu tun, um den Streit beizulegen und den Weg zur Neuwahl eines Patriarchen freizumachen. Ob Maksim dieses Angebot annimmt, weiß in Rulgarien zur Zeit noch niemand.

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