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Profit durch Meditation

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Die Weltbank wurde vor 52 Jahren mit dem Ziel gegründet, die Armut in der Dritten Welt zu bekämpfen. Seither hat sie sich zu einer mächtigen Institution entwickelt. Über die Hälfte der Projekte, für die sie Kredite gewährt, sind große Infrastrukturvorhaben wie Dämme und Straßen.

Zurückgezahlt muß pünktlich werden, auch wenn sich Projekte als unwirtschaftlich herausstellen, sonst riskiert das Empfängerland, für Kredite gesperrt zu werden. Sind dessen Kassen leer, fordert die Rank Strukturanpassungen wie Währungsabwertung, die Senkung sozialer Ausgaben und Exportsteigerung, auch wenn damit die zur Ernährung der Revölkerung nötigen landwirtschaftlichen Produkte an den Norden verkauft werden.

Diese Politik der Weltbank mit ihren oft katastrophalen sozialen und ökologischen Folgen für Hunderte Millionen Armer kommt zunehmend ins Kreuzfeuer internationaler Kritik.

■ Ein Weltbankbericht von 1992 zeigt, daß über ein Drittel der Projekte Fehlschläge sind.

■ Die Rank lieh Rrasilien 445 Millionen Dollar, um 1.500 Kilometer Straßen durch den Urwald (Polo-nareste) zu bauen. Malaria verbreitete sich, die Entwaldung in Rodo-nia wurde drastisch beschleunigt.

■ Ebenfalls in Rrasilien unterstützte die Rank das Grande Carajäs Eisenabbau- und Transportprojekt, das 150.000 Quadratkilometer entwaldete und die Lebensgrundlagen von 10.000 Indianern vernichtete.

■ Zwei Millionen Menschen wurden weltweit durch Weltbankprojekte aus ihren Wohngebieten verjagt. Wiederansiedlungen begannen erst, als eine internationale Kampagne gegen den Rau des Nar-mada Damms in Indien anlief. Mit 500.000 wurde die Zahl der Aussiedler grob unterschätzt, die Umsiedlung erfolgte unter Mißachtung der primitivsten Menschenrechte.

■ Die Weltbank unterstützt ein Joint Venture zwischen dem US-Ölmulti Amoco und einer russischen Ölgesellschaft in Sibirien. Statt auf nachhaltige Entwicklung zu setzen, wird das Füllhorn westlicher Finanzhilfe auf den Ölsektor ausgeschüttet.

Doch heuer, genau gesagt im Mai, hielt die Spiritualität Einzug in die Weltbank: Richard Rarret, ein hoher Verwaltungsbeamter, hatte eine „Gesellschaft der spirituellen Entfaltung” innerhalb der Rank gegründet. Rei den wöchentlichen Zusammenkünften ging es um Reinkarnation, höhere Rewußtsein-sebenen, die Unternehmerseele und Meditation. Die Angestellten strömten herbei, zahlreicher jedenfalls als bei ökonomischen Schulungen. Nun wurde Rarret zum „Weltbank-Werte-Koordinator” ernannt. Die fragwürdige New-Age-Lehre breitet sich aus: Rarret trägt seine Rotschaft zu Managern von Rrasilien nach Irland, von der Rank Rothschild zur Telekom.

Mit dem neuen Wertebewußtsein sollen sowohl Profite wie die Reputation der Weltbank mittels Spiritualität verbessert werden.

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