Alt sein war gestern

Werbung
Werbung
Werbung

Sorry, Silver-Surfers: Für Marketingleute seid ihr uninteressant. Die "werberelevante Gruppe" ist nämlich zwischen 14 und 49 Jahre alt. Junggemüse unter dieser Altersgrenze kann wenigstens seine Eltern bewegen, ihm das neueste Handy zu schenken. Doch darüber sind nur noch Herr und Frau Komposti anzutreffen. Oder?

Ja sind Werbemenschen eigentlich blind? In den schicken zweisitzigen Cabrios sitzen die flotten 55-Jährigen, die sich über die "Empty-Nest"-Phase mit einem Trekking-Urlaub in Nepal hinweg trösten. Viele von ihnen können sich Markenschuhe, Nobeluhren und Immobilien leisten, die für Berufsanfänger und Jungfamilien unerschwinglich sind. Pensionisten haben in Österreich neuerdings mehr Geld als die Jungen, die auf jede Menge Schwierigkeiten stoßen, einen adäquaten Job zu finden. Die Älteren werden nicht nur zahlenmäßig mehr, sondern haben auch noch Zeit, ihr Geld auszugeben, während die superflexible und supermobile nächste Generation erst nach Ladenschluss aus den Büros kommt.

Dennoch taucht das reifere Alter in Werbeblöcken kaum auf. Das ist verständlich: Denn die 50plus-Generation hat ein jugendliches Selbstgefühl. Alt? Das sind nur die anderen. Die juvenilen Greise erreicht man mit Models, die ihre Enkel sein könnten.

Der Jugendwahn hat alle befallen. Deswegen haben seriösere Medien, "Altparteien" und eingesessene Marken dasselbe Problem: Sie werden nervös, sobald sie merken, dass ihre Zielgruppe erwachsen geworden ist. Der Konsument von Informationssendern ist deutlich über 50? Schon ist das Umfeld für Mediaplaner unattraktiv geworden. Genau deshalb zeigen sich Politiker in Wahlzeiten auch so gern auf Clubbings. Werber finden das nämlich cool.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung