Aufklärung - um Gottes Willen!

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Ginge es nach Christoph Blochers rechtskonservativer Schweizer Partei sollten Minarette per Volksbegehren verboten werden. In Deutschland verursacht der Schriftsteller Ralph Giordano Wirbel, weil er gegen einen Mo-scheebau ähnlich harsch auftritt wie eine rechte "Bürgerbewegung". Islamfeindliche Homepages operieren mit dem Begriff "Islamofaschismus", als hätten sie damit das ultimative "Argu-ment" gefunden, das jede Muslimhetze rechtfertigt und zugleich eigenen Rassismus verschleiert.

Eine Frage der Zeit also, bis gewisse hiesige "Daham statt Islam"-Populisten aufs Abschreiben verfallen würden. Möglichst polemische Versatzstücke eines hys-terischen Diskurses, am besten mit pseudoseriösem Touch durch ein paar scheinbar wissenschaftliche Begriffe werden montiert: "Politische Manifestation", "Scharia gegen Rechtsstaatlichkeit", "Weltherrschaftsanspruch", das wird auch von so manchem Nichtrechten bereitwillig abgenickt. Das dreiste Ausloten des Grades von Demagogie stimmt bedenklich, spiegelt es doch wider, welche sachlich falschen Thesen im Mainstream aufgehen. Reden wir einmal nicht von den Argumenten, die Muslime wissend um die Ambivalenz des Rechtfertigungseckes gegen die schrille Panikmache setzen: wie viele fundierte Studien anerkannter Wissenschafter schlummern in den Schubladen, ohne dass die Allgemeinheit von ihren Erkenntnissen profitiert?

Ist Aufklärung ein so unmögliches Unterfangen in einer Gesellschaft, in der diverse Gruppen es sich in ihren Vorurteilen schon gemütlich eingerichtet haben? Der Islam bietet sich als Projektionsfläche nicht erst sei 9/11 ideal an, weil umfassendes Wissen meist fehlt, das eine mündige Meinungsbildung erst ermöglicht. Um Gottes Willen: Halten wir uns an die Aufklärung!

Die Autorin ist Medienbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft.

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