Award für die halbe Welt

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Im Gegensatz zum ORF haben die Printmedien dem "Ereignis" kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Das könnte ein Trost sein. Ist es aber nicht. Die Rede ist von der glanzvoll inszenierten Verleihung des "World Award".

Die Auszeichnung wurde in der Wiener Hofburg von Michail Gorbatschow (!) an Männer vergeben, die die Welt verändert haben sollen. Die Auswahl sei unter dem Motto "A global call for peace and tolerance" erfolgt. Ich möchte nicht den Überlegungen nachspüren, die dazu führten, Bernie Ecclestone oder die Bild Zeitung zu küren, obwohl es uns vielleicht der Einschätzung näher brächte, welche Welt die Veranstalter meinen, die da nun zum Positiven verändert wurde. Ein Merkmal ihrer Welt ist jedenfalls: Für die großen Taten ist einzig und allein der Mann zuständig. Ausgezeichnet werden daher nur Männer, Frauen sind von vornherein ausgeschlossen.

Private Initiative hin oder her, es fällt schwer zu glauben, dass es möglich ist, im Jahr 2002 eine derart rückwärts gerichtete chauvinistische Aktion so erfolgreich zu promoten und dabei so viele vernünftige und zum Teil bedeutende Menschen zu vereinnahmen. Sagen Sie nicht, ich würde Nebensächlichkeiten überschätzen und bitte kommen Sie nicht mit dem Argument, dass ja auch Frauen eine analoge Aktion auf die Füße stellen könnten. Das ist nämlich nicht die Lösung. Hier geht es um die bewusste Verfälschung von Vor-BILDERN für unsere Gesellschaft, indem Frauen einfach ausgeblendet werden.

Insbesondere in der Frauenpolitik, deren Notwendigkeit angesichts gravierend unterschiedlicher Lebensqualitätschancen nicht einmal mehr von Konservativen bestritten wird, ist ständig von Bewusstseinsbildung die Rede. Zu diesem Zweck werden mitunter Auszeichnungen erfunden. Intendantin, Laudatorinnen und Moderatorin sollten darüber nachdenken, welche Botschaft von einem "World Award" ausgeht, der nur für die Hälfte der "Welt" zugänglich ist. Bewusstseinsarbeit fängt nämlich bei jeder/jedem Einzelnen an.

Die Autorin ist Vorsitzende des "Instituts für eine Offene Gesellschaft".

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