Das lange Ringen des Marathonmanns

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Wenn Herbert Paierl etwas peinlich ist, dann eigene Schwäche: "Der Gedanke, einen Lauf vor dem Erreichen des Zieles aufzugeben, widerspricht meinem Naturell auf das Heftigste", sinnierte der passionierte Marathonläufer vergangenen Montag in einer schriftlichen Erklärung. Nur "aus Rücksicht auf meine Mitläufer" und "mit dem beschriebenen Unbehagen" habe er schließlich doch das Handtuch geworfen.

Wäre es nach dem Willen des steirischen Finanz- und Wirtschaftslandesrates (VP) gegangen, das untergriffige Ringen mit seinem einstigen Jugend- und Parteifreund Gerhard Hirschmann um die Verantwortung für das Finanz-Desaster des steirischen Energiekonzerns Estag würde noch im Gange sein: Vergangenen Samstag, 15 Uhr, hatte Paierl jedenfalls noch Kampfeslust signalisiert. Wenige Stunden später gab er - nach einem Gespräch mit seiner politischen Ziehmutter Waltraud Klasnic - auf. Er sei bereit, das Opfer zu sein, meinte Paierl. "Aber ich habe nichts falsch gemacht."

Nicht nur im Abgang zeichnete sich der 1952 im oststeirischen Prebensdorf geborene Politiker durch Ausdauer aus. Auch bei der Konsolidierung des Landesbudgets und dem Aufbau des "Autoclusters Styria", der die Steiermark zum anerkannten Wirtschaftsstandort werden ließ, machte er sich durch seine Hartnäckigkeit einen Namen.

Paierls Macherqualitäten hatte kein Geringerer als Landeshauptmann Josef Krainer jun. erkannt: 1981 machte er den studierten Raumplaner zu seinem Sekretär. Gemeinsam mit seinem späteren "Erzfeind" Hirschmann verkörperte Paierl in der "neuen, rebellischen ÖVP" bald die Avantgarde. Nach einem Zwischenspiel im Energiekonzern Steweag kehrte Paierl 1996 als Wirtschaftslandesrat in die Politik zurück. 2000 übernahm er auch das Finanzressort.

Doch mit der Machtfülle wuchs der Argwohn seiner innerparteilichen Gegner - vor allem im ÖAAB. Die Entfremdung mit Hirschmann spitzte sich mit dessen Wechsel in den Estag-Vorstand im April 2003 zu. Schon bald will Hirschmann in den Bilanzen "Ungeheuerlichkeiten" entdeckt - und sie Estag-Eigentümervertreter Paierl mitgeteilt haben. Ohne Erfolg, wie der später von Johannes Ditz gefeuerte Hirschmann vergangenen Freitag beim Estag-Untersuchungsausschuss beteuerte: "Ich bin acht Monate gegen eine Wand gerannt und dann gegen das Schafott des Herrn Ditz." Dass er mit seinem Auftritt einen Tag später auch für das politische Ableben seines Intimfeindes sorgen würde, konnte er noch nicht ahnen.

Auch wenn Herbert Paierl die Laufbahn verlassen hat - völlig aufzugeben ist seine Sache nicht: "Ich werde ins Ausland gehen", meinte er. Vorher wolle er aber noch im U-Ausschuss zur Klärung der Causa beitragen. Für eine kleine Abrechnung reicht der Atem des Marathonmannes sicherlich. DH

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