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Herwig Höseles Buch über Krainer & Klasnic als Symptom der fortwährenden Krise der steirischen Volkspartei.

Gedacht war es wohl primär als Loyalitäts- und Respektbezeugung des Autors gegenüber seinen beiden politischen Lebensmenschen Josef Krainer jun. und Waltraud Klasnic. Der Autor? Herwig Hösele, steirisches Faktotum, Publizist und enger Berater der beiden genannten Landeshauptleute, die dem Buch den Titel geben: "Landesfürst & Landesmutter. Zwei Charaktere - ein Ziel"; nämlich, wie wir im Vorwort erfahren: "die Chancen der Steiermark in Österreich und im europäischen Umfeld bestmöglich zu nutzen und zu profilieren".

Dieser programmatischen Vorgabe entsprechend liest sich das Buch über weite Strecken: als detaillierte Chronik eines Vierteljahrhunderts steirischer Landespolitik, die gleichermaßen von der großen Sachkenntnis wie der uneingeschränkten Bewunderung des Autors für seine beiden "Protagonisten" zeugt.

Kein programmierter Aufreger also - und dennoch geriet die Präsentation des Buches zum veritablen landespolitischen Eklat, war Hösele wenige Tage später alle seine Parteifunktionen los.

Was war geschehen? Man muss die Ereignisse rund um das Erscheinen des Buches und dieses selbst als Symptom der tiefen Krise sehen, in der sich die steirische Volkspartei seit ihrer Wahlniederlage vom 2. Oktober 2005 befindet. Es reichte, dass da jemand die noch nicht so alten Geschichten von ESTAG, Hirschmann & Paierl, Herberstein etc. wieder aufrührte, um die Wogen hochgehen zu lassen.

Nein, nicht "jemand" - sondern eben Herwig Hösele, eine Schlüsselfigur der Steirer-VP seit fast drei Jahrzehnten. Ein in staatsbürgerlichen und demokratiepolitischen Grundsatzfragen äußerst bewanderter, durchaus kreativer Kopf, dessen Horizont beileibe nicht an den Landesgrenzen endet; gleichzeitig einer, der in der von ihm beschriebenen Zeit so sehr selbst ein Handelnder war, dass auch er Zielscheibe der Kritik werden musste.

Und auch so lässt sich das Buch lesen: als Versuch einer Flucht nach vorne, um jenen, die ihn für die Niederlagen Krainers und Klasnics (mit)verantwortlich machten, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wenn Hösele etwa den Konflikt zwischen den beiden VP-Stars Hirschmann und Paierl als "über weite Strecken von Irrationalitäten geprägten und daher offenbar unsteuerbaren Zwist" beschreibt, so ist das einerseits gewiss richtig, schimmert da aber doch auch eine apologetische Absicht durch. Gleiches gilt vom das Buch abschließenden "persönlichen Nachwort", wo Hösele zwar von "menschlichen Unzukömmlichkeiten" spricht, sich aber auch selbst zitiert, wonach er "als einer von wenigen" Probleme offen angesprochen habe.

Wie auch immer: Was bleibt, ist das Dokument des Niedergangs der früher so stolzen steirischen VP, welche einst die sprichwörtliche "steirische Breite" abgebildet und über den Semmering, aber auch über die südlichen Grenzen hinausgestrahlt hat.

Landesfürst & Landesmutter

Zwei Charaktere - ein Ziel

Von Herwig Hösele

Styria Verlag, Graz 2007

240 Seiten, geb., € 24,90

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