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Vor vier Jahren erlebte Amerika das Florida-Debakel. Diesmal könnte es noch verheerender werden, schreibt Ronnie Dugger im Magazin "The Nation". Hundert Millionen Wähler werden nämlich mittels "touch-screens" elektronisch ihre Stimme abgeben. 20 Prozent aller 3.114 Wahlkreise sind nun voll computerisiert, in vielen wird aber eine parallele schriftliche Aufzeichnung der Wahlergebnisse fehlen. Rund ein Drittel der elektronisch eingelangten Stimmen wird nachträglich nicht auf seine Richtigkeit überprüft werden können, prognostiziert die Washingtoner Firma Election Data Services. Eine Einladung an Wahlbetrüger aller Art?

Aufgrund der leidigen Erfahrung aus dem Jahr 2000 hat der amerikanische Kongress zwar ein besonderes Wahlhilfegesetz beschlossen, doch sind von den zunächst 800 Millionen Dollar zugesagter Budgetmittel letztlich nur 40 Millionen in die Bundesstaaten geflossen. Auch eine eigens eingesetzte Bundeskommission, die einheitliche Sicherheitsstandards für elektronische Wahlgeräte bestimmen müsste, ist mangels Finanzmitteln keinen Schritt weitergekommen. Dennoch meint Linda Lamone, Leiterin der Wahlkommission in Maryland, dass die Wahrscheinlichkeit eines Eindringens in die Software-Programme von Wahlcomputern gering sei. Nicht nur müssten Hacker die verwendete Computersprache bestens kennen, sondern auch Zugang zu den Geräten selbst haben - und zu den Grundcodes, die die Stimmentabulierungen bestimmen. Diese aber werden von Firmen wie Diebold aus Ohio, dem marktgrößten Hersteller von elektronischen Wahlgeräten, als Geheimnis gehütet.

Doch einige Freaks haben es bisher schon geschafft, diese Grundcodes herauszufiltern. Und wer gibt die Garantie dafür ab, dass Firmen wie Diebold selbst mit den Zahlen nicht manipulieren? Walden O'Dell, CEO des Unternehmens, ist nicht der verlässlichste Zeuge, nachdem er sich erst vor kurzem voll hinter Präsident Bush schlug. Am 2. November werden als einzige Bundesstaaten Nevada und Missouri schriftliche Parallelaufzeichnungen von elektronischen Stimmabgaben haben. Überall sonst besteht diese Möglichkeit noch nicht. In Washington wird zwar über ein entsprechendes Bundesgesetz beraten, aber es wird erst - so hört man aus dem Kongress - nach den Wahlen abgestimmt. Ist das überhaupt fassbar?

Der Autor lebt als Industriekonsulent in Washington D.C. und publiziert in amerikanischen und europäischen Print-Medien.

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