Elterntag statt Mutter-& Vatertag

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Am Sonntag ist Muttertag. Fast genau einen Monat später, im Juni, ist dann Vatertag.

"Warum feiern wir eigentlich nicht Elterntag?", fragt mich meine Frau. "Sowohl für's Lebenschenken als auch für die Erziehung sind ja beide wichtig."

Ja, warum feiern wir eigentlich nicht statt getrennten Mutter-und Vatertagen einen Elterntag? Die Antwort liegt auf der Hand: Die wenigsten Kinder können sich an einem Tag beiden Eltern widmen, zu viele sind getrennt oder waren gleich nie wirklich zusammen - undenkbar, dass beide an einem Tag zusammenkämen, um vielleicht gar ihres einstmals gemeinsamen Lebenstraums zu gedenken, der gescheitert ist.

Eine der Wurzeln des Muttertags ist der "Mothering Day" am Mittfastensonntag "Laetare" ("Freuet euch"). So wird zum Beispiel im Jahr 1644 aus der Grafschaft Worcester in England berichtet, dass sich am Sonntag Laetare die Kinder und Enkelkinder beim "Haupt der Familie" zu einem großen Fest einfanden. Auch in Thüringen und in der Champagne war dieser Sonntag ein besonderer Besuchstag, an dem man seine Verwandten großzügig bewirtete. Dass dabei die Mutter im Mittelpunkt stand, darf nicht verwundern. Sie war's ja, die wirklich für die Kinder sorgte.

Auch aktuell gibt es einen starken Grund, nur einen Tag zu feiern: Heute repräsentieren die Alleinerziehenden (überwiegend Mütter) eine besonders weit verbreitete Lebensform, für welche die Sozialwissenschaft den Begriff der "Eineltern-Familie" gebildet hat. Insofern wäre es durchaus denkbar, statt des Mutter-und Vatertags wirklich nur einen "(Ein-)Eltern-Tag" zu feiern, an dem Kinder besonders den Menschen danken, die sie nicht verlassen haben - und das können dann auch der Vater oder beide Eltern sein.

Der Autor ist Wissenschaftlicher Direktor der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz.

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