Gesammelt in die Zukunft blicken

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Unsere Vorfahren brachten sich nach landläufiger Meinung als Jäger und Sammler durch. Merkwürdig nur, dass die Österreicher fast ausschließlich das Sammler-Gen in Betrieb genommen haben und auf die anstrengende Jägerei im Lebenskampf am liebsten verzichten.

Quartalsweise oder mindestens jährlich wird ein Sammelrekord gemeldet. Berge von Bierdosen, Alteisen und Plastik türmen sich. "Die Österreicher sind unermüdlich in Sachen Papier-Recycling am Werk: Mittlerweile liegt die Pro-Kopf-Sammelmenge bei Altpapier bei 70 Kilogramm", lautete die ermunternde Kunde zum Jahresbeginn 2007, gefolgt von: "Die Österreicher haben 2006 insgesamt 32.000 Tonnen Metallverpackungen und 125.000 Tonnen Leichtverpackungen, vorrangig Kunststoffe, gesammelt." Die Leidenschaft ist durch ein West-Ost-Gefälle charakterisiert, die Tiroler und Vorarlberger sammeln besser. In Salzburg sammelten sie 2006, weil es gerade ins Gedenkjahr passte, alle 22 Mozart-Opern.

Wenn riesige Spezialfuhrwerke um sechs Uhr früh unten auf der Straße Zentner gläserner Gebinde abtransportieren, dann hört man beim freudigen Scheppern geradezu durch, worüber die Menschen an langen Abenden und in privater Flaschen-Runde diskutieren: über Recycling und die Notwendigkeit, möglichst viel Material in kürzester Zeit dafür aufzubereiten. Auch Politiker beteiligen sich heftig an dem Spiel. Sie beugen sich über Alben mit den vergilbten Strache-Fotos oder spielen vom Tonband Gusenbauer-Sager ab. Es lache niemand über so viel Eifer. Er ist gut für die Umwelt und hilft, dass bei "Licht ins Dunkel" jedes Jahr noch mehr Spenden hereinkommen als im Jahr davor. Es handelt sich um den spezifisch österreichischen Weg, im harten Wettbewerb Rekordhalter zu sein.

Der Autor ist freier Publizist.

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