Grinsekatze und Strickliesl

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Ist das Lächeln zu breit, der Rock zu kurz, das Kostüm zu bunt? Politikerinnnen werden weit schärfer betrachtet als ihre männlichen Kollegen. Wurde jemals diskutiert, ob die Haartolle Heinz Fischers in den Siebzigern steckengeblieben, das Freizeitgewand des Bundeskanzlers von gestern und so manches Hemd von Jörg Haider einfach nur jenseits ist? Kein Wunder, dass die deutsche CDU-Chefin Angela Merkel mittlerweile am liebsten schwarze Anzüge plus strenge Herrenschuhe trägt. Über ihre Frisur wurde phasenweise mehr diskutiert als über ihre Politik. Mit solchen Nebenthemen kann man mächtige Frauen kleinreden.

Und so war es auch kein Wunder, dass das böse Wort von der "Grinsekatze" kursierte, als Benita Ferrero-Waldner ihre Präsidentschaftskandidatur bekanntgab. Wobei selbst freundlich gesonnene Parteikollegen oft das Stichwort für denunzierende Bezeichnungen geben. Warum nennt Wolfgang Schüssel seine Bildungsministerin eigentlich immer nur "Liesl" (Gehrer)? Prompt wurde die Ministerin von ihren Gegnern zur "Strickliesl" gemacht - sie sei schließlich nur Volksschullehrerin, höhnen Universitätsprofessoren gerne von ihrem pragmatisierten Sockel herunter. "Nichts für Amateure" sei die Hofburg, tönt es wiederum aus der SPÖ in Richtung Ferrero-Waldner. Parallel dazu wird Eva Glawischnig als eine Art grünes Model verunglimpft. Und Susanne Riess-Passers Schuhwerk schaffte es sogar auf die Titelseiten von Qualitätsblättern.

Besonders schlimm ist, wenn sich sogar Geschlechtsgenossinnen in den frauenfeindlichen Chor einreihen. Damit ist man schließlich in bester (Männer-) Gesellschaft. Ungleich aufwändiger aber deutlich fairer wäre es, sich mit Inhalten von politischen Gegnerinnen zu befassen.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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