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Als die einstige SP-Frauenministerin Helga Konrad "halbe/halbe" kampagnisierte, erntete sie dafür ziemlich viel Hohn. Doch erstens war der Slogan ziemlich pfiffig, und zweitens ist überhaupt nicht geklärt, was die Hälfte vom Ganzen ist. Manche Arbeiten im Haushalt werden wohl noch lange geschlechtsspezifisch verteilt bleiben: mit der Bohrmaschine Löcher produzieren, den Griller befeuern, fette Spinnen töten - das sind lauter männliche Domänen. Abgerissene Knöpfe annähen, mit den Kindern zum Arzt gehen, den Frühstückstisch abräumen - weniger heroische, daher weibliche Tätigkeiten.

Möglicherweise schlägt die Evolution dem Feminismus ein Schnippchen, indem sie gewisse unumstößliche Naturgesetze geschaffen hat: sodass sich Männer für das Reifenwechseln und Frauen für das Sockenschlichten zuständig fühlen. Leider kommt Sockenschlichten häufiger vor als Reifenwechseln, was zu unfruchtbaren ehelichen Diskussionen führt - ganz abgesehen vom weiten Feld der nicht klar abgegrenzten Tätigkeiten: Einkaufen, Elternsprechtag in der Schule, Altpapier entsorgen. Wer macht was? Und ist es gerecht aufgeteilt?

Die gute Nachricht: Männer, die sich damit brüsten, den Einschaltknopf beim Staubsauger nicht zu finden, sind Auslaufmodelle. Die schlechte Nachricht: Das Leben ist unübersichtlicher geworden, vieles muss zwischen den Partnern mühsam ausgehandelt werden, ganz besonders dann, wenn Kinder da sind. Die Hälfte der Macht zu erringen, die Hälfte der Hausarbeit abzugeben - dieses Ziel ist nur für Kinderlose ein Kinderspiel. Wer Politik für Frauen macht, muss sich daher um die Männer kümmern. Denn erst wenn sich Väter genauso verantwortlich wie Mütter für ihren Nachwuchs fühlen, ist "halbe/halbe" eine ganze Sache.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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