Ich bin getauft und konfirmiert

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In der siebenbürgischen Stadt Media¸s leben heute noch insgesamt zirka 800 evangelische Christinnen und Christen. Die wunderschöne Stadtpfarrkirche wirkt außen und innen gepflegt. Ein freundlicher, etwa 18-jähriger junger Mann empfängt uns an der Kirchentür. In ausgezeichnetem Deutsch erklärt er uns die besonderen Kostbarkeiten des Gotteshauses, den Flügelaltar eines unbekannten Wiener Meisters, die wunderschönen, an der Wand hängenden Teppiche, die von besseren Zeiten künden.

Irgendwann wage ich es, den jungen Mann nach seiner Herkunft zu fragen: "Sie sind doch nicht siebenbürgischer Abstammung, oder?" Er verneint: "Ich gehöre zu einer Roma-Familie, aber ich konnte die deutsche Schule besuchen und dort Deutsch lernen. Heute arbeite ich als Fremden- und Kirchenführer in der Stadt." Vorsichtig bohre ich weiter: "Sind Sie etwa auch evangelisch?" Da strahlt er mich mit breitem Lächeln an: "Ich wurde getauft und konfirmiert - in dieser Kirche!"

In diesen Tagen finden in vielen Kirchen Österreichs Firmungen und Konfirmationen statt. Es gehört nach wie vor zum üblichen Übergang von der Kindheit ins angehende Erwachsenenalter, dies auch feierlich in einem Gottesdienst als eine Art Initiationsritus zu begehen.

Manchmal habe ich den Eindruck, wir überfordern die Jugendlichen an dieser Schwelle anstatt sie fürsorglich und schützend zu begleiten. Es kommt doch letztendlich darauf an, dass sie von uns erwachsenen Kirchenmitgliedern genau jene Freude und jenen Stolz spüren können, die der junge Stadtführer in Medias ausgestrahlt hat: Ja, ich wurde einst auch getauft und konfirmiert! Selbst wenn es nach außen hin in unserer Gesellschaft nicht so wichtig scheint, ob ich Christ bin oder nicht; ich möchte dieses Dazugehören nicht missen.

Die Autorin ist evangelische Oberkirchenrätin A.B.

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