"ich liebe mich auch!"

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Der Entertainer feixt: "Wissen Sie, warum es mit der Einehe zwangsläufig schief laufen muss? Sie war für Zeiten konzipiert, als die Lebenserwartung bei maximal 35 Jahren lag. Und jetzt sind 80 keine Seltenheit. - Und wenn Sie nun 35 sind und ihre Ehe konsumiert haben - was machen sie dann die nächsten 50 Jahre&?"

Schon jede zweite Ehe geht schief, schlagzeilt es uns entsetzt entgegen. Der Trauschein wird zum Misstrauensschein, man kann nicht mehr damit rechnen, dass der leibliche Tod die Partner scheidet. Es ist ein anderer Tod, der stattdessen einspringt: jener von Liebe, Verständnis, Mitgefühl.

In einer "Give-me-give-me-Gesellschaft" (L. Kolakowski), in der die ich-ag zum Ziel erhoben wird, hat der Nicht-egoismus keine Chancen. Das du und das wir unterliegen dem ich. Karriereismus und Gier nehmen überhand (Ex-Nestlé-Chef H. Maucher), die Generation der cool-clever-toughen ich-ag-Manager liebt den Laptop mehr als den aktuellen Top-lap (Lebensabschnittspartner). Geiz ist geil, dass Geben seliger sei denn Nehmen, ist ein konservatives Vorurteil kreuzdummer Gutmenschen-Verschwörer. Nette und menschliche Mitarbeiter werden nicht befördert, berichtet eine Studie; Partner wollen keine Kinder, weil diese dem ökonomischen Aufstieg im Wege stehen, analysiert eine andere. Die größte und reichste Nation der Welt leistet sich kaum Umweltschutz, um ihre Dollarmanie (E. Chargaff) nicht zu gefährden.

Die Wegwerfgesellschaft verschleudert nicht nur Geräte und Ressourcen, sondern auch Liebe und Verständnis.

Mit "Ich liebe dich!" beginnen Partnerschaften auch heute noch. "Ich mich auch!", antwortet der ich-agianer nicht minder hingebungsvoll. Das ist das Geheimnis unserer kalten, schnellen Zeit.

Der Autor ist freier Publizist.

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