In den Schuhen des Cavalieres

Werbung
Werbung
Werbung

Silvio Berlusconi hatte seinen Rücktritt noch gar nicht angekündigt, da war das Gerangel um seine Nachfolge bereits über den Atlantik geschwappt. Aus New York meldet sich der US-Ökonom Nouriel Roubini per Twitter zu Wort und forderte einen ökonomisch versierten Politiker, um Italien aus der finanziellen Bredouille zu helfen. Doch von dieser Sorte gibt es im politischen Spektrum nur wenige in Italien. Mario Monti, einst Währungskommissar in Brüssel ist der aussichtsreichste Kandidat. Oder besser - wäre der aussichtsreichste Kandidat, ginge es nach der Fachkompetenz und parteipolitischer Unabhängigkeit.

Giulio Tremonti, Italiens Finanzminister, hat aus einer vermutlich von seinem Parteifeind Berlusconi lancierten Kampagne arge Schrammen davongetragen. Er musste zugeben, mehrmals 4.000 Euro an "Wohnungsmietkosten“ an einen unter schwerem Korruptionsverdacht stehenden Mitarbeiter bezahlt zu haben. Diese, wie Tremonti es nennt, "Dummheiten“, haben ihm den Rang als logischen Nachfolger des italienischen Premiers gekostet. Immerhin: Der derzeit aussichtsreichste Kandidat auf die Nachfolge des umstrittene Premiers scheint auch nicht ganz den moralischen Anforderungen zu entsprechen, die von einem Regierungschef erwartet werden: Angelino Alfano, Berlusconis Justizminister und rechte Hand in Fragen, wie man Italiens Justiz entkommt.

Ein dubioser Kronprinz

Nicht nur steht Alfano hinter dem Projekt der legistischen Aushöhlung des Strafgesetzes zugunsten seines Chefs. Alfano soll auch Kontakte zur ehrenwerten Gesellschaft unterhalten. Auf einem Video aus dem Jahr 1996 ist Alfano als beklatschter Gast bei der Hochzeit der Tochter des Mafiabosses Croce Napoli zu sehen. Nach der Übergabe eines größeren Hochzeitsgeschenks für die Braut erfolgt auf dem Mitschnitt die innige Umarmung samt Baci mit dem Paten. Alfano selbst hat diese Begegnung zunächst dementiert und sich dann damit gerechtfertigt er sei bloß ein Gast des Bräutigams gewesen. Alles Zufall, wie man hierzulande wohl sagen würde. Dass man einen solchen Mann zum Justizminister eines Landes macht, hat schon bei seiner Ernennung 2008 für Empörung gesorgt. Erst heuer ist Alfano auf den Sessel des Parteichef von Berlusconis Popolo della Libertà gewechselt.

Für Alfano gilt das Gleiche, was auch den dritten Kandidaten Gianni Letta aufzeichnet. Er steht für eine Fortsetzung des Kurse von Berlusconi. Letta, war zuletzt Berlusconis ergebener Berater und ranghöchster Staatssekretär. Berlusconi hatte schon einmal ein schönes Amt für den Gefährten ausgewählt: das des italienischen Staatspräsidenten. (tan)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung