"Isolierung ist das größte Problem"

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Caritas-Peru-Präsident Miguel Irizar Campos über das Engagement von Kirche und Staat im Amazonastiefland.

Die Furche: Herr Bischof, Sie waren selbst 17 Jahre lang in der Selva (Amazonastiefland) tätig. Was sind die größten Herausforderungen?

Bischof Miguel Irizar Campos: Die Isolierung ist das größte Problem der Selva! Als ich vor kurzem auf Besuch war, musste ich feststellen: es hat wenig Entwicklung stattgefunden. In der Selva gibt es zwei Realitäten: das Leben in den Städten und das Leben an den Flüssen. Die Indigenen an den Flüssen sind nur schwer zu erreichen. Die Distanzen sind groß und nur per Boot zu bewältigen, die Sprachenvielfalt tut ihr Übriges. Heute sprechen die meisten Spanisch, aber für die Missionare war es eine Herausforderung, die Sprachen der Völker zu erlernen, um angenommen und gehört zu werden.

Die Furche: Was tut die Regierung für die Menschen in der Selva?

Irizar Campos: Die ersten Schulen wurden von der Kirche gegründet und später vom Staat anerkannt. Ebenso die Gesundheitszentren für Promotoren. Der Staat war anfangs wenig bis gar nicht präsent. Jetzt hat sich die Situation gebessert. Neu sind mobile Gesundheitsposten, die mit dem Schiff auf dem Amazonas unterwegs sind. Das ist ein erster Schritt, aber immer noch zu wenig.

Die Furche: Welche Auswirkungen haben die jüngsten Erdölfunde auf die Menschen in der Selva?

Irizar Campos: Die Erdölfunde haben das Gebiet ökologisch sehr belastet. Die Firmen haben die Rohstoffe einfach ausgebeutet, ohne Rücksicht. Mittlerweile nimmt der Staat seine Verantwortung besser wahr. Und auch die Firmen selbst bieten Sozialprogramme an.

Die Furche: Wehren sich die Indigenen dagegen - wie in Ecuador?

Irizar Campos: In Ecuador ist die Situation anders, die Funde waren deutlich größer, in Peru wird viel weniger Erdöl gefördert. Es gibt auch weniger Konflikte, auch wegen der Begleitung durch die Kirche.

Die Furche: Viele Peruaner sagen von sich, dass sie zwar gläubig sind, aber nicht praktizieren.

Irizar Campos: Das ist wahr. Im Herzen sind sie Christen, aber der Kontakt zur Kirche ist sporadisch. In der Selva haben wir das Problem der großen Distanzen und nur wenige Pfarren.

Die Furche: Sehen Sie die Entwicklung von evangelikalen Sekten als Konkurrenz?

Irizar Campos: Ihre Zahl ist in den letzten 20 Jahren sehr gewachsen, meist finanziert von der USA. Ich sehe sie aber als Herausforderung, nicht wirklich als Konkurrenz.

Das Gespräch führte Doris Becker.

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