Liberal-naiv in Neos-rosa

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Der Vorteil des Newcomers ist seine Frische und Unverbrauchtheit. Er wirkt für alle Außenstehenden noch wie ein Gefäß, in das ein jeder Unzufriedene seine Wünsche und Beschwerden hineingießen kann in der Erwartung, dass im neuen Gefäß Sorgen zu Freuden würden. Der unzufriedene Konservative sucht ein Ventil für seinen Frust mit der ÖVP, der bewegte Grüne einen Fluchtweg aus seinem Etabliertheits-Ekel. Dazu noch ein junges Gesicht, eine lustige Farbe, rosa, und schon hat man mindestens fünf Prozent Startkapital. Die NEOS um Mathias Strolz haben das zuletzt zur Perfektion getrieben, sodass der Konkurrenz zurecht wahlangst und stimmenbange wurde, angesichts der Umfragewerte für die Partei jenseits der 10 Prozent. Die NEOS hätten dieses Ergebnis vermutlich tatsächlich erreicht, und zwar ganz ohne viel Aufwand. Und schwer wäre es ja auch nicht, gegen die Schweinderl und Gurkerl von Ulrike Lunacek oder der Jungen-Verstehwut von Othmar Karas.

Der Fluch des Newcomers ist, wenn sich hinter der erfrischenden Fassade entweder blanke Naivität oder politische Dummheit verbirgt, oder noch schlimmer, ein Vakuum. Wenn die NEOS ihr Lied von der Liberalität der Märkte anstimmen, dann hat das leider immer öfter diesen Anschein. Angelika Mlinar, die Spitzenkandidatin für die Europawahlen, hat sich in die Pressestunde begeben, um dort lauthals zu verkünden, dass sie sich "warum denn nicht“ auch eine Privatisierung öffentlicher Dienste wie der Wasserversorgung vorstellen könne.

Nun kann man unterstellen, dass es nicht der reine Selbstzerstörungswille war, der sie trieb, das zu sagen, sondern einfach ehrliche Überzeugung. Wenn es also Überzeugung war, dass die Märkte alles besser in Freiheit regeln, wäre es gut gewesen, Beispiele für das Gelingen solcher Privatisierungsideen vorzulegen - im Bereich Wasser. Das ist nicht passiert, aus dem einfachen Grund, weil es keine positiven Beispiele gibt. Weil der Gewinn des Einzelnen bei Gemeingütern immer einen Verlust auf Seiten der Allgemeinheit bedeutet. Das hat übrigens schon Adam Smith, der Heroe der Liberalen gewusst. Aber der hat ja auch nicht nach der Strategie gefuhrwerkt: "Warum denn nicht?“

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