Marillen, grün geerntet

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Merkwürdige Warenwelt: Ringsum hängen die Bäume voll Marillen, doch in die heimischen Supermärkte verirren sich die süßen Früchte nie. Vor zwei Wochen, als es - je nach Kette - spanische, italienische und serbische Marillen zu kaufen gab, dachte man noch: Vielleicht sind die unsrigen ja noch nicht reif. Jetzt sind sie überreif - doch im Obstregal liegen griechische Früchte und ein paar französische "Aprikosen". Die heimische Ernte landet vor allem in der Industrie oder verfault am Baum.

Gibt es hierzulande insgesamt zu wenig Früchte, um für die Einkäufer der marktbeherrschenden Supermarktketten interessant zu sein? Kaum ein anderes Land hat im Nahrungsmittelbereich eine so hohe Konzentration wie Österreich. Deren Einkäufer können in erpresserischer Weise die Preise der Produzenten diktieren. Doch der "kleinste Preis" für den Kunden hat größte Nebenwirkungen: So bombastisch viele Märkte mittlerweile sind, so gleichförmig ist dennoch ihr Angebot. Der Zwang zur billigen Massenproduktion hat schlechtere Qualität und Antibiotika im Schweinsschnitzel zur Folge. Das aus dem Ausland importierte billige Obst und Gemüse wirkt wie genormt und ist meist ganz schön geschmacklos. Es wird viel zu oft mit hohem Pestizideinsatz unter schlechten Arbeitnehmerbedingungen pro- duziert, grün geerntet und mit Chemikalien haltbar gemacht - ganz zu schweigen vom umweltbelastenden Transit, der heiligen Kuh der EU.

Gerade einer Kette wie Spar, die sich damit brüstet, einer der wenigen verbliebenen österreichischen Konzerne zu sein, stünde es gut an, heimische Produkte zu forcieren. Bitte verkauft uns doch die Marillen mit den kleinen braunen Flecken, frisch vom Baum! Wir sind auch bereit, dafür zu zahlen!

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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