Außenminister Michael Linhart - Außenminister Michael Linhart (63) ist ein Profi im Bespielen der diplomatischen Klaviatur – als Orgelspiler übrigens ebenfalls. Aber auch seine neue Politikrolle ist ihm keineswegs fremd. - © APA / BMEIA / Michael Gruber

Michael Linhart: Mit dem „Wildschütz“ in Afrika

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Der neue Außenminister beherrscht die diplomatische Klaviatur meisterhaft, so wie das Orgel- und Fußballspielen – und auch mit dem Rollenwechsel in die Politik hat er Erfahrung.

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Der neue Außenminister beherrscht die diplomatische Klaviatur meisterhaft, so wie das Orgel- und Fußballspielen – und auch mit dem Rollenwechsel in die Politik hat er Erfahrung.

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Einem Bauern aus dem Peul-Volk in Westafrikas Trockensavanne machst du nicht schnell etwas vor. Der mustert den Europäer genau, der ihn besucht, ein wichtiger Mann sein soll und sich seine Kälberzucht anschauen möchte. Um den Bauern zu gewinnen, spielt Michael Linhart über die Bande: Er kickt und dribbelt zuerst ein paar Bälle mit den heranstürmenden Kindern, geht dann zum Chef, stellt sich vor, lobt dessen Keusche, und als er Stirn und Haarwuschel des Vorzeigekalbs krault, ist der ADA-Chef (siehe Anno dazumal S. 14) akzeptiert. „Kommen Sie doch in den Schatten“, lädt der Bauer unter den Akazienbaum: „Da lässt es sich leichter plaudern.“ Beim Reden kommen die Leute zusammen – beim Singen noch mehr: Deswegen stimmt der stolze „Gsiberger“ Linhart in lustiger Runde, egal ob in Afrika oder Alpbach, auch gerne den „Wildschütz“ oder andere Volkslieder an.

Der neue Außenminister ist ein Profi im Bespielen der diplomatischen Klaviatur, egal wo, egal wem gegenüber. Das zeigt diese „Jenseits von Afrika“-Anekdote; das ist ihm als in Ankara geborenem Botschafterkind in die Wiege gelegt; das hat er vor allem im Laufe seiner Karriere auf verschiedenen Posten (darunter heikle wie Botschafter in Damaskus Anfang der 2000er Jahre) und bis hinauf zum Generalsekretär des Außenamts bewiesen.

Hirt mit Außenamt-Stallgeruch

Ob und wie ihm der Wechsel von der Diplomaten- und Beamtenebene aufs politische Parkett gelingt, ist offen. Sein Vorteil beim Wechsel an die Spitze des Außenamtes ist sicherlich, dass der den Stallgeruch des Ministeriums hat, der neue Hirt seine Herde und diese ihn kennt. Und Anschauungsbeispiele für diesen Rollentausch gibt es für ihn mit Benita Ferrero Waldner, Ursula Plassnik oder zuletzt Alexander Schallenberg ja genug. Zudem hat er schon einmal für einen Bundeskanzler ein ruppiges innenpolitisches Thema planiert. Die von Wolfgang Schüssel durchgesetzte Ausgliederung der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (EZA) in die ADA-Agentur wurde von den in diesem Bereich aktiven NGOs, darunter auch viele kirchliche Gruppen, hart kritisiert. Linhart konnte als erster Geschäftsführer die Wogen glätten, indem er als überzeugter EZAler auftrat. In einem FURCHE-Interview setzte er sich damals beispielsweise für die Erhöhung des EZA-Budgets auf das seit Jahrzehnten unerreichte 0,7-Prozent-Ziel ein – man sollte ihn jetzt wieder daran erinnern!

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