Opfer der Blauäugigkeit

Werbung
Werbung
Werbung

Vor rund zwei Monaten, am 24. Jänner 2006, gab es anlässlich der Verabschiedung von bawag-Generaldirektor Johann Zwettler einen Empfang im Jugendstil-Kassensaal der Postsparkasse (mittlerweile bekanntlich mit der bawag fusioniert). Vor der ziemlich vollständig versammelten Banken-und Wirtschaftsjournalisten-Prominenz bedauerte ögb-Präsident Fritz Verzetnitsch den Rücktritt Zwettlers als Folge der Refco-Affäre. Man habe Zwettler zum Bleiben überreden wollen, müsse aber natürlich seine persönliche Entscheidung respektieren. Mit aller Deutlichkeit müsse aber klargestellt werden, dass sich Zwettler nichts zuschulden kommen habe lassen. Man sei einem Betrüger aufgesessen. Höflicher Applaus auch der anwesenden "schwarzen" Prominenz.

Heute wissen wir, dass Fritz Verzetnitsch an besagtem Abend sehr wohl schon vom Karibik-Abenteuer der bawag wusste. Der Nachfolger Johann Zwettlers, Ewald Nowotny, überlegt mittlerweile gerichtliche Schritte gegen seinen Vorgänger. Und Anfang dieser Woche hat Verzetnitsch als Konsequenz der Karibik-Geschäfte der bawag nun selbst alle Funktionen zurückgelegt.

Bei allem Respekt für diesen Schritt: Wie konnte Fritz Verzetnitsch nach dem Auffliegen der Refco-Affäre allen Ernstes annehmen, dass die Karibik-Abenteuer auf Dauer unentdeckt blieben? Diese "Deals" waren ja nicht nur teuer, sondern auch unendlich kompliziert, und konnten wohl kaum von den betroffenen bawag-Vorständen allein bewerkstelligt werden.

Dennoch gab es offensichtlich keinerlei Vorkehrungen für den Fall X. Fritz Verzetnitsch wurde nicht nur das Opfer einiger Gambler im bawag-Vorstand, er wurde auch das Opfer einer für einen Politik-Profi wie ihn unerwarteten Blauäugigkeit.

Der Autor ist Generalsekretär des öamtc.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung