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Um 1900 kam es in Österreich zu einer "Explosion des Genialen". Besonders das Wien des Fin de Siècle war das geistige Weltzentrum. Nahezu in allen Bereichen gingen grundlegende Ideen in die Welt hinaus - in Musik, Literatur, Architektur und bildenden Künsten, aber auch in Naturwissenschaften und Technik sowie in der Philosophie. Manès Sperber hat Wien ein "Athen der Moderne" genannt und die Monarchie einen "versunkenen geistigen Kontinent".

Als man Sir Karl R. Popper fragte, worauf er diese einzigartige Dichte erlauchter Geister zurückführe, schmunzelte er: "Das war das gute, alte österreichische Gymnasium. Auf diesem humanistischen Humus baute alles auf." - Lang, lang ist's her. Kulturtraditionen werden in einer Zeit, in der Kinder im Schnitt rund drei Stunden täglich vor dem TV sitzen, mit ihren Eltern dagegen nur wenige Minuten sprechen, nicht mehr so überliefert wie früher.

An dieser Stelle machte ich darauf aufmerksam, dass wir mit Volksverdummungen wie Big Brother oder Starmania und Anhimmelungen peinlichen Exhibitionismus' den Standortwettbewerb von morgen nicht gewinnen können. Am PISA-Sturz tragen nicht allein Schulen und Eltern Schuld. Dem ORF als "größter Medienorgel des Landes" (Gerd Bacher) kommt besondere Verantwortung zu. Wieso in einer gebührenfinanzierten Anstalt der Niveauverlust forciert wird, bleibt unerfindlich, es sei denn, der Kult des selbstverliebten Voyeurismus wird zur Leitkultur erklärt.

Der ORF strich Jour fixe, Nachtstudio und Serienkooperationen wie Sphinx. Dafür wird unsere Jugend mit Big Brother, Starmania & Co. bestrahlt, was diese vielleicht "urcoolsupergeil" finden mag, sie aber im internationalen Niveauwettbewerb zurückwirft.

Der Autor ist freier Wirtschaftspublizist.

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