Schaukampf oder Interview?

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Journalismus kann ganz schön hart sein, wenn Politiker partout keine vernünftige Antwort geben wollen. Härter ist da nur noch der Job des Politikers, wenn der Frager zum Rambo wird. Und das ist immer häufiger der Fall. In der heimischen Medienszene werden jene Journalisten als Helden beklatscht, die Interviews gern als eine Art Freistilringen vorführen, bei dem einer von beiden k.o. vom Platz wankt.

Das mag manchmal amüsant und bei allzu durchsichtigen Ausweichmanövern sogar angebracht sein, doch letztlich ist der Newswert solcher Schaukämpfe gleich Null. Ganz abgesehen davon haben sie verheerende Nebenwirkungen: Es gibt kaum mehr Spitzenpolitiker, die nicht mit Leerformeln aus der Feder ihrer PR-Berater gewappnet zu wichtigen Interviews - vor allem jenen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks - erscheinen.

Das wiederum führt dazu, dass die interessanteren Gespräche mit heimischen Politikern gelegentlich eher in ausländischen denn in österreichischen Medien zu finden sind - so geschehen bei Finanzminister Karl-Heinz Grasser in der Schweizer Weltwoche, wo er am Ende sogar durchaus selbstkritische Anmerkungen in Sachen Homepage-Affäre zu Protokoll gibt.

Gleich zu Beginn eines Gesprächs zig-mal dieselbe Frage in Variationen zu stellen - wie zuletzt im Radio - führt hingegen nur zur Verhärtung des Gegenübers. Außerdem fördert es letztlich einen Politikertypus, der inhaltslose Herz-Schmerz-Phrasen drischt - besonders gut beobachtbar beim AK-Wahlkampf, beim SP-Pensionsvolksbegehren, aber auch bei so manchem Landeshäuptling (durchaus auch in weiblicher Form). Sie zu befragen, heißt, Pudding an die Wand zu nageln. Da macht selbst der härteste Interviewer schlapp.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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