was für ein Glück

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In den Tagen um den Jahreswechsel wurde mir so viel Glück gewünscht, dass ich gar nicht anders können dürfte, als glücklich zu sein. Und das, obwohl ich überhaupt nicht weiß, welches Glück meine Wünscher gemeint haben. War es das Glück im Lottospiel, weil sie wissen, dass ich pünktlich meine Deppensteuer bezahle? Und haben sie damit ihre Beteiligung am Gewinn angemeldet, wenn ich endlich Lottoglück haben sollte? Oder wünschten sie mir die fortune des "Il principe" von Niccolò Machiavelli - ein Begriff, mit dem man jene äußeren Umstände beschreibt, welche das Gelingen aller Unternehmungen im Sinne des Unternehmers begünstigen, gute wie schlechte? Dann hielten sie mich wenigstens für einen Tüchtigen, denn solches Glück widerfährt nur Tüchtigen.

Wahrscheinlich meinten die meisten doch nur jenes Glück, wie es seit der Aufklärung verstanden wird: dass all das dem Bewünschten geschehen solle, was ihm, bezogen auf seine individuellen Vorstellungen, als lustvoll erscheint. Dann hätten sie sich nichts Konkretes dabei denken brauchen und haben es möglicherweise Pädophilen genau so gewünscht wie Besitzstandswahrern.

Ich mag hoffen, dass einige dabei doch ans Märchenglück des "Hans im Glück" gedacht haben, der die Bescheidenheit allen Glücks erahnt und wie man es ohne Lotto, Erfolg und Lust gewinnen kann. Diese Wünsche hätten sich zu einem Glücksverständnis bekannt, das um die wesenhafte Unvollkommenheit des Lebens weiß, und darum, dass alles, was uns gelingt und was wir haben, nur geschenkt ist, ohne Verdienst und Bemühen. Solches Glück können wir sogar ehrlich jedem Überlebenden der Erdbebenkatastrophe von Bam und jedem Krebskranken im letzten Stadium wünschen, was ich hiermit tue.

Zum Autor siehe das untenstehende "Intern".

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