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Die Wirtschaftspolitik ist hocherfreut. Zigtausende haben sich im deutschen Sprachraum im abgelaufenen Jahr selbständig gemacht - und damit zunächst einmal ihre eigenen Arbeitsplätze geschaffen.

En vogue ist die "Ich AG".

Die Managementlehre der Ich-Promoter trifft den Zug der Zeit der "Give-me-give-Gesellschaft" (Kolakowski). "Du musst ein Schwein sein in dieser Welt", singt eine bekannte deutsche Popgruppe. Von Enron redet kaum noch einer, dafür ist Parmalat in den Schlagzeilen.

"Tu was du willst", künden lautstark die Anhänger missverstandener östlicher und westlicher Esoterik, kaum wissend, dass sie damit den Hauptslogan eines Crowley propagieren. Der Sukkus dieser Lehre: Das Heil liegt allein in dir. Kümmere dich nur um dich. Nur durch dich kommst du zu Sartori, Samadhi oder ins Paradies. Nur durch dich kommst du zu Gott. Lass die anderen dort, wo sie sind: beim Kleingedruckten. Zum Überdrüber zitieren sie Jesus: "Das Himmelreich ist in Euch".

Egoismus ist in. Fahr' über die Gefühle und Werte anderer einfach drüber. Kümmer' dich nicht um sie, sie sind Klötze am Bein deiner Selbstverwirklichung. Im Zweifel sei nur für dich, sei gegen das Du und das Wir...

Sie fühlen sich zeitgeistig und stark und als die Lösung der Weltprobleme. Tatsächlich aber sind sie arm und halten sich für die Therapie jener Krankheit, die sie repräsentieren. Diese Halbgebildeten und Seminartiger haben die Vernetzungen und Konsequenzen jener "Philosophie" nicht durchdacht. Die Welt wird nicht durch noch mehr Egoismus geheilt. Sonst sieht sie noch mehr aus, wie sie ohnedies schon aussieht.

Die Zukunft liegt nicht in der Ich-, sondern in der Du- und in der Wir AG.

Der Autor ist freier Wirtschaftspublizist.

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