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Die Adria — „ il mare nostro “

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Die Friedensmacher von 1919 hatten von Anfang an nicht viel Glück mit ihren Regelungen. Ungarns einziger Adriahafen Fiume (Rijeka) war zunächst als Teil Kroatiens dem jungen SHS-Staat zugefallen, dann hatten interalliierte Truppen die Stadt besetzt, um die sich Südslawen und Italiener stritten. Auch Italien erhob Ansprüche, sollte doch, nach den Versprechungen der Alliierten von 1915, ganz Dalmatien ihm zugesprochen werden.

Am 10. September 1919 war in St. Germain der Friedensvertrag mit Österreich unterzeichnet worden. Schon zwei Tage später, am 12. September — vor 75 Jahren - landeten italienische Freischärler unter der Führung des Dichters Gabriele d’An- nunzio - eines Weggefährten Benito Mussolinis - im Hafen und proklamierten den „Freistaat Fiume“. Wieder ein Jahr später - am 8. September 1920 — wprde aus dem Freistaat die „Italienische Regentschaft des Quarnero“ mit dem Anspruch, über den Hafen hinaus auf die Inseln im Vorfeld auszugreifen. D’Annunzio wurde ihr erster „Rektor“. Die Jugoslawen anerkannten im (ersten) Vertrag von Rapallo am 12. November 1920 die Selbständigkeit Fiumes - worauf d’Annunzios Freiwillige zwei Tage später die Inseln Arbe und Veglia (Rab und Krk) besetzten.

Anfang Jänner 1921 zogen sie sich wieder zurück. 1924 machte Mussolini reinen Tisch: eineinhalb Jahre nach seinem „Marsch auf Rom“ wurde der Freistaat Fiume annektiert und Italien eingegliedert. Zum Dank für seine „Eroberungen“ wurde d’Annunzio 1924 zum „Fürsten von Nevoso“ ernannt. Fiume-Rijeka aber fiel nach dem Untergang des faschistischen Italiens 1945 zur Gänze an Jugoslawien und ist heute der wichtigste Hafen Kroatiens. Italiens Neofaschisten reklamieren heute zwar nicht mehr Fiume, aber doch das benachbarte Istrien.

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