Pääbö - © Foto: APA / AFP / Manuel Waltz

Svante Pääbo: Paläogenetiker mit Nobel-Gen

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Der 67-jährige Mediziner und Biologe Svante Pääbo erhält für seine bahnbrechende Forschung im Bereich der Paläogenetik den Medizin-Nobelpreis.

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Der 67-jährige Mediziner und Biologe Svante Pääbo erhält für seine bahnbrechende Forschung im Bereich der Paläogenetik den Medizin-Nobelpreis.

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Er hat im Alleingang eine ganze Forschungsdisziplin begründet: Nun wurde Svante Pääbo, der Vater der Paläogenetik, mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Es ist für den schwedischen, in Deutschland forschenden Mediziner und Biologen die verdiente Belohnung für fast 40 Jahre – anfangs geringgeschätzte – Arbeit. Sein Vorhaben, das Erbgut von prähistorischen Menschen zu entschlüsseln und mit jenem moderner Menschen zu vergleichen, galt lange als illusorisch und wurde als kurioses Hobby abgetan.

Doch der heute 67-jährige Forscher blieb von Anfang an unbeirrt: Zunächst gelang es ihm – noch als Doktorand – Mitte der 1980er Jahre, das Genom einer 2400 Jahre alten ägyptischen Mumie zu rekonstruieren, was der renommierten Fachzeitschrift Nature eine Schlagzeile am Titelblatt wert war. Pääbo setzte seine Arbeit konsequent fort, entwickelte eine Palette neuer wissenschaftlicher Methoden und schaffte damit eine Reihe bahnbrechender Entdeckungen: So gelang es ihm, die gesamte DNA des vor rund 50.000 Jahren ausgestorbenen Neandertalers anhand fossiler Knochenreste wiederherzustellen. Durch die Rekonstruktion des Genoms menschlicher Fossile entdeckte er zudem eine bis dahin unbekannte, ebenfalls ausgestorbene Urmenschen-Art: den nach seinem Fundort benannten Denisova-Menschen. Pääbo konnte auch nachweisen, dass sich unterschiedliche Menschengruppen – entgegen der bis dahin geltenden Lehrmeinung – untereinander fortpflanzten. Im Erbgut heutiger Europäer finden sich ein bis zwei Prozent an Genen, die vom Neandertaler stammen, Ostasiaten tragen ein bis sechs Prozent Erbgut in sich, das der Denisova-Mensch beigesteuert hat. Diese Gene erfüllen nach wie vor wichtige Funktionen; unter anderem kodieren sie zentrale Rezeptoren im Immunsystem. Erst kürzlich publizierte Pääbos Team, dass der Verlauf einer Covid-19-Erkrankung von Genvarianten beeinflusst wird, die wir vom Neandertaler geerbt haben.

Pääbo selbst liegt gewissermaßen der Nobelpreis in den Genen: Bereits sein Vater war 1982 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. So etwas ist in der 122-jährigen Geschichte des Nobelpreises bisher sechsmal vorgekommen.

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