Bildung, Wissen, Verantwortung

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Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit wird regelmäßig postuliert, dass nur ein Mehr an Bildung vor Arbeitslosigkeit bewahrt. Umgekehrt zeigen Prognosen, dass in den nächsten Jahrzehnten auch akademisch gebildete Arbeitskräfte durch immer mehr ausgeklügelte Algorithmen verdrängt werden könnten, und ist Fakt, dass viele Länder mit hoher Akademikerquote gleichzeitig eine hohe Akademikerarbeitslosigkeit aufweisen: Die spanische Jugend weiß davon ein Lied zu singen.

Dass in Österreich mittlerweile auch die Arbeitslosenquote der Akademiker steigt, passt da gut ins Bild, dass offenbar auch formal hohe Bildung nicht der Schlüssel zu lebenslanger Beschäftigung ist. Evident ist vielmehr, dass ein Abschluss nur dann vor Arbeitslosigkeit bewahrt, wenn er für eine Ausstattung mit nachgefragtem Wissen und persönlichen Kompetenzen steht. So sehr Bildung ein Wert an sich ist, so deutlich ist angesichts dessen: Wer sich der Jugend gegenüber verantwortlich fühlt, muss nicht das formale Erreichen von Abschlüssen erleichtern, sondern für gezielte Vermittlung von Wissen und Kompetenzen sorgen, die -horribile dictu - in Wirtschaft und Gesellschaft nachgefragt werden.

Allerdings finden nicht alle Menschen den Zugang zu formal höherer Qualifikation und gibt es viele Tätigkeiten, die auch ohne formale Abschlüsse ausgeübt werden können. Wirtschaft und Gesellschaft haben hier eine Verantwortung als Anbieter: Arbeit und Wertschätzung zu schaffen, wo keine oder eine formal nur geringe Qualifikation vorliegt. Andernfalls werden immer mehr Menschen vor der frustrierenden Wahl zwischen einer ihnen möglicherweise nicht erreichbaren Qualifikation oder der Arbeitslosigkeit stehen. Auch ihnen sollten aber Zukunftsperspektiven in Form von Arbeit angeboten werden!

Der Autor ist Professor für Arbeits- und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung

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