Eine Meldung der letzten Tage zeigt große Probleme: Die heiße Phase für die Vergabe neuer Lehrstellen im Herbst läuft bereits. Doch zahlreiche Plätze können nicht besetzt werden, weil die Bewerber den Kriterien nicht entsprechen. Wie ist es möglich, dass allein in Wien bei ca. 2200 Bewerbern auf 363 offene Lehrstellen zahlreiche Stellen unbesetzt bleiben, weil viele Bewerber schulische Mankos aufweisen?Dies könnte man zum Anlass nehmen, wieder einmal die Misere im Bildungssystem zu beklagen, die dafür verantwortlich ist, dass viele junge Menschen für einen Lehrberuf schlichtweg zu
Weil die Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zur Regelung der Mindestsicherung ausgelaufen ist und nicht ersichtlich war, dass ein neuer Konsens gefunden werden könnte, hat der Bund das erste Mal von seiner Kompetenz zur Regelung der Grundsätze für Sozialhilfe Gebrauch gemacht. Den Ländern obliegt es, in den kommenden Monaten Ausführungsgesetze zu beschließen.Für Aufregung hat dabei gesorgt, dass bei Großfamilien die Ansprüche für Kinder deutlich reduziert werden: Man hat den Eindruck, dass Kinder ab einer bestimmten Zahl immer weniger wert seien. Dies ist jedoch nicht der Fall:
Eine stolze Forderung von stolzen Arbeitnehmern": Die Ansage der Gewerkschaft am Beginn der diesjährigen Lohnverhandlungen war mehr als deutlich und konnte bei der Arbeitgeberseite negative Gefühle wecken: von Angst vor der Forderung nach Erhöhung der Gehälter und Verteuerungen im Rahmenrecht bis zu Unmut über die Emotionalität in der Diktion. Dem Beobachter war die Berufung auf den Stolz fremd, wenn er an das Sprichwort denkt, nach dem Dummheit und Stolz auf demselben Holz wachsen!GlücklicherweiseendetedieKollektivvertragsrunde nicht mit einem Ergebnis, das auf Dummheit schließen
Die Europawahlen werfen ihre Schatten voraus: Gruppierungen sammeln sich in Plattformen; die Parteienfamilien versuchen, Eintracht zu zeigen; Gerüchte über die künftige Verteilung von Posten machen die Runde; Einmischung von außen wird befürchtet.Groß ist allenthalben die Furcht vor Rechtspopulisten (warum eigentlich nicht auch vor jenen von links?): In der Tat ist es besorgniserregend, wie nationaler Egoismus und Ressentiments gegen die Europäische Union geschürt werden und manche auf einen Zerfall der Union hinarbeiten. Aber: Ist die Antwort darauf wirklich "rasch ein Mehr an
Auch abseits der Debatte um das Schicksal von Lehrlingen im Asylverfahren müssten alle Alarmglocken läuten: 17.800 offene Lehrstellen - 9000 Lehrstellensuchende -beinahe 30.000 unter 25-jährige Arbeitslose. Ist die Ausbildung von Asylwerbern, bei denen nicht sicher ist, ob sieim Land bleiben dürfen, wirklich eine Antwort auf die Probleme der "händeringend nach Fachkräften suchenden Wirtschaft"? Oder sind nicht andere Fehlentwicklungen gravierender:Man hat geglaubt, dass Fachkräfte "vom Himmel fallen" und viel zu wenig in Lehrlingsausbildung investiert: Große Firmen haben
Angesichts von Problemen wird regelmäßig der Ruf nach einem starken Europa bzw. einer starken EU erhoben: Die Bewältigung von Währungskrise, Staatschuldenkrise, Beschäftigungskrise, Flüchtlingskrise scheint in der Tat nur durch ein starkes Europa möglich zu sein.In der öffentlichen Debatte gewinnt man dazu meist den Eindruck, als könne Europa nur dann stark sein, wenn die Mitgliedsstaaten der Union schwach seien und zentrale Vorgaben umzusetzen haben. Nicht zuletzt die Debatten um das künftige Budget scheinen auch genutzt zu werden, um störrische Staaten auf den "richtigen
Im Jahr 2018 gibt es viele Anlässe zum Gedenken. Rituale und mahnende Worte, Analyse der Vergangenheit aus heutiger Sicht, Erinnerung an Einzelschicksale und Gruppenverhalten im "Damals" und dessen Spiegelung ins "Heute". Manches Gedenken hinterlässt jedoch einen schalen Nachgeschmack im Eindruck, dass sein Ziel darin besteht, aus dem Verhalten im Damals die Richtigkeit der eigenen Position im Heute zu bestätigen und die Herabsetzung anderer zu legitimieren. Liest man Medienberichte, Kommentare und Internetforen über Gedenkfeiern, wird deutlich, wie das Gedenken an Damals gesellschaftliche
Der Wahlsieg Viktor Orbáns hat erwartbare Kommentare ausgelöst: Die einen ergehen sich in Unverständnis über die Dummheit der Wähler; die anderen sehen sich darin bestätigt, dass das Volk in der Zuwanderungsfrage erneut ein klares Signal gesetzt hat.Mich bewegt auch ein anderes Thema: Es war auffallend, wie am Wahltag die deutlich über den Erwartungen liegende Entwicklung der Wahlbeteiligung in österreichischen und deutschen Medien online stundenlang als offensichtliches Signal gegen einen Sieg Orbáns gedeutet wurde. Mir war nicht klar, warum eine hohe Wahlbeteiligung gleichsam
Eine beliebte Metapher für eine solidarische Gesellschaft ist das Netz: Die sozialpolitische Debatte bemüht immer wieder das Bild vom sozialen Netz, das die Menschen auffangen soll, wenn sie es benötigen. Denkt man über das damit gezeichnete Bild nach, erweist es sich zunächst als historisch überholt, weil der Sozialstaat in seiner heutigen Gestalt als Wohlfahrtsstaat längst über jenes Netz hinaus entwickelt ist, das für seine Anfänge prägend war. Die wohlfahrtsstaatlichen Paradigmata von Umverteilung und Förderung lassen sich in der Netzmetapher nicht abbilden.Dennoch ist die
Wieder einmal kocht die Pflegedebatte auf: Die Rechtslage um die Versorgung pflege- und betreuungsbedürftiger Menschen ist seit vielen Jahren unbefriedigend. Pflegefonds, Erbschaftssteuer, 24-Stunden-Betreuung, mobile Hauskrankenpflege, Pflegeregress - für alle Menschen, die sich hier aufopfernd engagieren, ist das eine Zumutung. Derzeit stehen in ganz Österreich Pflegeeinrichtungen, Sozialhilfeträger, Länder, Notare und Anwälte vor ungelösten Problemen der Interpretation von zwei Bestimmungen des ASVG. Diese -gegen den Rat von Experten noch dazu im Verfassungsrang beschlossenen -
Die geplante Einführung des Zwölf-Stunden-Tages bzw. der 60-Stunden-Woche erscheint auf den ersten Blick als Schritt zurück hinter sozialpolitische Errungenschaften: War doch die Verkürzung der Arbeitszeit eine der historisch zentralen Forderungen der Arbeiterschaft und eine der wichtigsten Errungenschaften des Sozialstaats. Wer da eine Ausweitung der Tages-und Wochenarbeitszeit fordert, scheint umnachtet oder ein sozialpolitischer Geisterfahrer zu sein.Allerdings: Wenn ein Kugelschreiber, der starr ist, flexibel wird, wird er deswegen nicht länger. Gleiches gilt für die Arbeitszeit:
Vor dem Hintergrund des allgemeinen Sprachgebrauchs (§ 6 ABGB) kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Ehe eine Gemeinschaft von zwei Personen verschiedenen Geschlechts ist, "die den Willen haben, in unzertrennlicher Gemeinschaft zu leben, Kinder zu zeugen, sie zu erziehen, und sich gegenseitigen Beistand zu leisten" (§ 44 ABGB). Im Zusammenwirken mit der Eingetragenen Partnerschaft hat der VfGH dieses Eheverständnis als Ausgangspunkt von Diskriminierungen im Alltag qualifiziert. Die Entscheidung wirft zahlreiche methodische und politische Fragen auf, von denen allerdings zwei mit
Das Gleichbehandlungsrecht umschreibt den Tatbestand der sexuellen Belästigung seit beinahe 25(!) Jahren mit geradezu dramatischen Worten. Es handelt sich im Kern um ein "Verhalten, das die Würde einer Person beeinträchtigt, für die betroffene Person unerwünscht, unangebracht oder anstößig ist und eine einschüchternde, feindselige oder demütigende Arbeitsumwelt für die betroffene Person schafft". Belästigung ist damit als sittenwidriges und absolut abzulehnendes Verhalten beschrieben.Manche sehen darin allerdings wegen dieser dramatischen Formulierung einen Freibrief für "lustige
Die Nationalratswahl zeigte den Wunsch nach Veränderung überdeutlich: Proeuropäische, jedoch dem Subsidiaritätsprinzip verpflichtete Politik, eine klare Absage an den Egoismus des "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht", dafür Sozialreformen mit Augenmaß, um das System auch für die kommenden Generationen zu erhalten, Wahlfreiheit in der Familienpolitik und Vielfalt im Bildungssystem sowie "Integration durch Leistung" statt ungesteuerter Zuwanderung müssten die kommenden Jahre prägen, wenn der Wählerwille ernst genommen wird.Dazu sind alle Parteien aufgefordert: Gerade nach dem
Allenthalben schrecken Studien darüber auf, dass durch fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung in näherer und ferner Zukunft immer mehr Tätigkeiten nicht mehr durch Menschen, sondern durch Maschinen und Algorithmen verrichtet werden. Auch wenn einschlägige Untersuchungen je nach gewählter Methode enorme Schwankungsbreiten aufweisen, ist doch unübersehbar, dass die Veränderungen in der Technologie und das erkennbare Anwachsen von künstlicher Intelligenz bereits in den nächsten Jahren - und noch viel mehr in wenigen Jahrzehnten - viele der heute bekannten Arbeitsplätze
Der Tod von Menschen im persönlichen Umfeld geht niemals spurlos vorbei, (be) trifft uns aber in unterschiedlicher Weise. Bei den Angehörigen der Kernfamilie anders als bei Nachbarn, bei Arbeitskollegen anders als bei Freunden, wenn positive Beziehungen enden anders als bei negativen,bei intensiven anders als bei oberflächlichen: Neben jeweils spezifischen Emotionen werden auch Facetten der eigenen Biografie mehr oder weniger "aufgerissen" und bewusst.Der Tod eines Mitschülers hat mir unlängst eine der am längsten dauernden Beziehungen beendet und mich gedanklich zurück in Kindheit und
Der Tod von Menschen im persönlichen Umfeld geht niemals spurlos vorbei, (be) trifft uns aber in unterschiedlicher Weise. Bei den Angehörigen der Kernfamilie anders als bei Nachbarn, bei Arbeitskollegen anders als bei Freunden, wenn positive Beziehungen enden anders als bei negativen,bei intensiven anders als bei oberflächlichen: Neben jeweils spezifischen Emotionen werden auch Facetten der eigenen Biografie mehr oder weniger "aufgerissen" und bewusst.Der Tod eines Mitschülers hat mir unlängst eine der am längsten dauernden Beziehungen beendet und mich gedanklich zurück in Kindheit und
Ratlosigkeit im Umgang mit Terror macht sich breit; Frankreich ruft alle Bürger zum freiwilligen Dienst als Reservisten in der Polizei auf. Die Frage, wie der Staat persönliche Sicherheit gewährleisten kann, steht unbeantwortet im Raum. Vielleicht auch deshalb, weil der Staat als dem Bürger gegenüberstehende Institution gesehen wird, von der Sicherheit gefordert wird. Zumal in der Demokratie bilden freilich die Bürger selbst den Staat und müssen daher die Bedingungen für Sicherheit und Vertrauen selbst schaffen.Seltsam: Über Jahre und Jahrzehnte haben viele geglaubt, dass in einer
Das Undenkbare ist geschehen: Ein Mitglied der Regierungsspitze hat an der Sozialpartnerschaft Kritik geübt; und das, obwohl er selbst einer der leitenden Angestellten eines Sozialpartners war! Dass sich sofort Spitzenorgane der Sozialpartner befremdet zeigten und sich zahlreiche wichtige politische Akteure schützend vor die Sozialpartner stellten, verwundert nicht.Und dennoch: Wer das politische Geschehen in den letzten Jahrzehnten verfolgt hat, weiß, dass die Leistungen der Sozialpartner für die Entwicklung Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg für die gesellschaftliche Entwicklung
Das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Bundespräsidentenwahl ist ein historischer Bruch in der österreichischen politischen Entwicklung. Manche atmen auf, andere fühlen Beklemmung. Setzt sich die Tendenz der letzten Monate fort, ist es möglich, dass die Gesellschaft wieder jene extreme Polarisierung zwischen linken und rechten Kräften erfährt, unter der sie bereits einmal unsäglich gelitten hat.Wenn der Wahlkampf bis zur Stichwahl nicht besonnen geführt wird, ist eine Radikalisierung der politischen Positionen zu befürchten, die im Triumphgeheul der Siegreichen eine nachhaltige
Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit wird regelmäßig postuliert, dass nur ein Mehr an Bildung vor Arbeitslosigkeit bewahrt. Umgekehrt zeigen Prognosen, dass in den nächsten Jahrzehnten auch akademisch gebildete Arbeitskräfte durch immer mehr ausgeklügelte Algorithmen verdrängt werden könnten, und ist Fakt, dass viele Länder mit hoher Akademikerquote gleichzeitig eine hohe Akademikerarbeitslosigkeit aufweisen: Die spanische Jugend weiß davon ein Lied zu singen.Dass in Österreich mittlerweile auch die Arbeitslosenquote der Akademiker steigt, passt da gut ins Bild, dass offenbar
Ja oder Nein - die Frage, ob es eine Obergrenze für Flüchtlinge gibt, bewegt das Land; ihre Beantwortung scheint Gute von Schlechten zu trennen. Dabei ist auch hier (wie so oft) eine Differenzierung geboten, die bei rechtlicher und semantischer Präzisierung beginnt: Flüchtlinge im Sinne der Genfer Konvention und bestimmte andere schutzbedürftige Personen (subsidiär Schutzberechtigte) können Rechte aus der Genfer Konvention, der EMRK und dem EU-Recht ableiten. Für Personen, die nicht in den Anwendungsbereich dieser Richtlinie fallen, ist die EU-Massenzustrom-Richtlinie maßgeblich, die
Zahlreiche Diskussionen fokussierten in den letzten Monaten darauf, wie anders doch die Menschen seien, die ihre Zukunft in Österreich suchen, und dass sie unsere Werte übernehmen müssten, damit ein gedeihliches Zusammenleben möglich werde. Dabei erfüllte mich eine Wortmeldung mit besonderem Unbehagen: nicht jene eines im Radio interviewten Mitbürgers, dass für uns die Mülltrennung von besonderer Bedeutung sei, sondern jene einer SP-Frauenpolitikerin, dass sie es für unwahrscheinlich halte, dass sie im Hinblick auf die Stellung der Frau die gleichen Werte habe wie ein ÖVP-Politiker.
Anlässlich der bevorstehenden Finanzausgleichsverhandlungen wird wieder einmal eine der Schwächen des österreichischen Systems diskutiert: Tatsächlich ist die Struktur der Ströme von Einnahmen und Ausgaben zwischen den Gebietskörperschaften äußerst problematisch geregelt.Soll man den Bund stärken, die Städte und Gemeinden aufwerten, oder gar die Länder entmachten? Historisch gesehen erfolgte die Gründung der Republik Österreich als Akt der Länder, die den Bundesstaat konstituierten. Dieses föderale Konzept ist nicht nur wesensprägend für unseren Staat, sondern auch Ausdruck
Einer der dramatischen Nebeneffekte der Griechenland-Krise ist ihr Beitrag zur immer rascher um sich greifenden Aushöhlung der Bedeutung von Begriffen. Wenn die Entscheidung der Euro-Gruppe, dem griechischen Referendum nicht Folge zu leisten, als "Missachtung einer demokratischen Entscheidung" bezeichnet wird, wird die Demokratie zum Trick herabgewürdigt, mit dem sich Wünsche ohne Bezug zur Realität und ohne jede Dimension der Verantwortung legitimieren lassen. Hier liegt Missbrauch von Demokratie vor. Und wenn wenige Tage später jener Regierungschef, der das Referendum vom Zaun gebrochen
Wie wichtig es ist, in einer Familie Zeit für einander zu haben, wird oft zu spät erkannt:* wenn Eltern sagen, dass sie mit den Enkeln das nachholen wollen, was sie mit ihren Kindern versäumt haben;* wenn Erwachsene das Scheitern ihrer Beziehung reflektieren;* wenn Kinder sich von den Eltern am Ende des Lebens verabschieden müssen.Auch für die Realisierung des Kinderwunsches gilt die Zeit als wesentliche Voraussetzung. Zeit, Geld und Infrastruktur können als Dreifaltigkeit der Familiensoziologie und Familienpolitik gelten. Die öffentliche Debatte kreist allerdings nur um zwei dieser