Europa: Stärke aus Vielfalt

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Angesichts von Problemen wird regelmäßig der Ruf nach einem starken Europa bzw. einer starken EU erhoben: Die Bewältigung von Währungskrise, Staatschuldenkrise, Beschäftigungskrise, Flüchtlingskrise scheint in der Tat nur durch ein starkes Europa möglich zu sein.

In der öffentlichen Debatte gewinnt man dazu meist den Eindruck, als könne Europa nur dann stark sein, wenn die Mitgliedsstaaten der Union schwach seien und zentrale Vorgaben umzusetzen haben. Nicht zuletzt die Debatten um das künftige Budget scheinen auch genutzt zu werden, um störrische Staaten auf den "richtigen europäischen Weg" zu führen.

Aber: Was macht Europa, macht die EU stark? Was macht Europas Stärke -die Stärke der EU -aus?

Vor allem vor dem Hintergrund aktueller Spannungen zwischen nord-,süd-,ost-und westeuropäischen Konzepten sowie gesellschaftspolitisch unterschiedlichen Auffassungen über die Methoden der Bewältigung der erwähnten Krisen sollte die historische Erfahrung Europas nicht ignoriert werden: Dominanz führte typischerweise zu Katastrophen, Vielfalt innerhalb eines rechtlichen Rahmens jedoch zu geordneten Entwicklungen. Die Bündnisse griechischer Stadtstaaten und italienischer Republiken beendeten Bruderkriege und waren ebenso wie die Bündnisse der Hanse und von Fürstentümern Vorläufer historischer Einigungsprozesse.

Die Absage an wirtschaftliches und politisches Diktat manifestiert sich auch im Subsidiaritätsprinzip: Sie ist Tribut an die europäische Erfahrung, dass Verhandlungs-und Veränderungsprozesse à la longue fruchtbarer sind als der Versuch, bestehende politische Einheiten mit Druck gegen ihren Willen in vermeintlich starke Systeme zu zwingen! Die Stärke Europas resultiert aus -oft schwerfallender -Akzeptanz und -oft mühseliger -Integration von Unterschiedlichkeit!

Der Autor ist Professor für Arbeits-und Sozialrecht und Leiter des Instituts für Familienforschung

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