Das Image der Muslime

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Im "Europäischen Jahr der Chancengleichheit" gewinnt die Studie des EUMC zu Islamfeindlichkeit an Aktualität. Benachteiligungen am Wohnungsmarkt, schlechtere Bildungs-und Jobchancen seien verbreitet. Verbale und physische Gewalt gegen Muslime steige, werde aber unzureichend dokumentiert.

In diesem Mangel mag sich auch die Scheu der Muslime widerspiegeln, einschlägige Erlebnisse weiterzugeben. Intern läuft die Diskussion, ob es nicht kontraproduktiv wäre, Fälle von Islamfeindlichkeit öffentlich zu thematisieren. Sorge vor Nachahmung besteht. Provozierend könnte eine Opferrolle auf jene wirken, für die Muslime erst einmal "Täter" sind und negative Reaktionen herausfordern.

Denn es wäre weltfremd zu verdrängen, wie schlecht es ums eigene Image bestellt ist. So überrascht es kaum, dass die Reaktionen auf die Studie in diversen Internetforen von einem "Die sind doch selber schuld!" getragen sind. Statt auf die Gerichte zu setzen, sehen viele Muslime ei-ne positive Bewusstseinsverände-rung durch aktive Teilhabe an der Gesellschaft als Priorität. Solange es "schlechter Muslim ist guter Muslim" heiße, werde es an Solidarität mit Religiösen fehlen.

Doch schnell steht die popu-listische Phrase "drohender Unterwanderung" im Raum, wenn es gelingt, als Teil der Gesellschaft und nicht als "Gast" wahrgenommen zu werden. Noch perfider der Vorwurf, integrierte religiöse Muslime hielten lediglich eine Fassade aufrecht, um dahinter finsteren Verschwörungen zu dienen. Eine altbekannte Ma-sche, wenn die Argumente ausgehen, die schlimme Erinnerungen weckt. Chancengleichheit und "diese verdienen" sind ein Widerspruch. Wollen wir das Jahresmotto mit Leben erfüllen, müssen wir vom Täter-Opferdenken abrücken und ein Vertrauen schaffen, das Probleme als gemeinsame erkennt und angeht.

Die Autorin ist Medienreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

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