Den zu engen Horizont gesprengt

Werbung
Werbung
Werbung

Noch bis 17. Jänner ist im Salzburger Bildungshaus St. Virgil die Dokumentationsausstellung zu Leben und Wirken des französischen Dominikanerpaters Marie-Alain Couturier (1897-1954) zu sehen. Couturier, Vordenker des Dialogs von Kirche und zeitgnössischer Kunst, ging über die damalige Auffassung von Kunst in der Kirche weit hinaus. Er war Gesprächspartner von Künstlern wie Henri Matisse, Le Corbusier, Georges Braque, Marc Chagall. Aus den Kontakten entstanden wesentliche künstlerische Impulse im französischen Kirchenbau der fünfziger Jahre (Le Corbusiers Wallfahrtskirche Ronchamp, die Gestaltung der Dominkanerinnenkapelle in Vence durch Matisse ...).

Couturier galt auch als wichtigster Theoretiker für das Gespräch von moderner Kunst und Kirche, die von ihm herausgegebene Zeitschrift "L'Art Sacre" galt als Organ der Erneuerungsbewegung für sakrale Kunst. Die Spuren Couturiers reichen bis nach Österreich: Der von Otto Mauer nach dem 2. Weltkrieg begonnene Dialog Kirche-Kunst wurde zur "österreichischen" Variante des Gesprächsversuches, wie ihn Couturier in Frankreich vorzeigte.

Hartwig Bischof, der Gestalter der Couturier-Ausstellung in St. Virgil, legt auch ein Buch darüber vor, das über die Ausstellung hinaus für alle, die den erreichten (und zum Teil wieder verlorengegangenen) Fortschritten im Verhältnis von Kunst und Kirche nachgehen wollen, eine bibliophile Fundgrube darstellt: "Der Geist weht, wo er kann" beleuchtet die Begegnungen Couturiers mit französischen Künstlern der Jahrhundertmitte und die theoretischen wie praktischen Ergebnissen des Diskurses. Eine Fülle von Abbildungen verdeutlichtlicht die Entwicklung - nicht zuletzt im französischen Kirchenbau. Es ist den Buchgestaltern hoch anzurechnen, daß trotz aufwendiger Aufmachung, sich der Preis, des gelungenen Buches in Grenzen hält.

Der Geist weht, wo er kann. M.-A. Couturier "im Gespräch" mit Matisse, Picasso, Leger, Braque. ... Von Hartwig Bischof, Vorwort: Egon Kapellari. Editionen St. Virgil, Ernst Grein-Straße 14, 5026 Salzburg (Fax 0662-65901-509), 1999. 150 S.., 85 Farb-, 70 SW-Abb., geb., öS 280,-/e 20,35

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung