Die Kirchen zur Islam-Debatte

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Gemeinsam stellten Vertreter christlicher Kirchen sowie des Islam und des Judentum am vergangenen Freitag ein gemeinsames Dokument zum Thema Integration vor (Bild oben), in dem - unter anderem - das Recht auf Familienleben, Zugang zum Arbeitsmarkt, politische Partizipation sowie Zugang zur Staatsbürgerschaft gefordert wird. Das gemeinsame "Religionen"-Papier stand am Ende jener turbulenten Woche, die mit den islamfeindlichen Aussagen der Grazer FP-Spitzenkandidatin Susanne Winter begonnen hatte. Winter hatte Relgionsgründer Muhammad unter anderem als "Kinderschänder" tituliert, der den Koran in "epileptischen Anfällen" verfasst habe.

Auch die Reaktionen der Kirchen und Religionsgemeinschaften dazu waren Thema öffentlicher Auseinandersetzung. Man hätte die "Provinzposse" eigentlich totschweigen sollen, meinte etwa Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde am Freitag, aber das sei nicht möglich gewesen. Erhard Busek, EU-Balkanbeauftragter, hatte zuvor das tagelange Schweigen des Wiener Kardinals Christoph Schönborn zur Causa scharf kritisiert. Schönborn brach solches in seiner freitäglichen Kolumne im Wiener Gratis-Tagblatt Heute, in der er sich um den "Religionsfrieden in Österreich" sorgte und schrieb: "Gott gebe es, dass die Störenfriede nicht die Oberhand bekommen." Ähnliche Diktion verwendete Schönborn gleichfalls am Freitag beim jährlichen Ökumenischen Empfang, wo der Kardinal den "österreichen Weg" beschwor: "Wer Österreich liebt, spaltet es nicht." In den Tagen zuvor waren es der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl und der Grazer Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, welche die Diffamierungen des Islam durch Susanne Winter verurteilt hatten. Der Grazer Bischof Egon Kapellari verteidigte Schönborn am Samstag in einem Kleine Zeitungs-Interview und stellte seinerseits klar, dass auch Christen Diffamierungen von Religionen nicht hinnehmen dürften. Kapellari präzisiert seine Position in nebenstehendem Beitrag, die Furche bat auch die Islamkennerin und Islambeauftragte der Diözese Feldkirch, die den größten Bevölkerungsanteil an Muslimen in Österreich aufweist, um Stellungnahme (siehe unten).

Schon am 14. Jänner, einen Tag nach den Äußerungen Suanne Winters, hatte das Leitungsgremium der evangelischen Diözese Wien gegen die FP-Politikerin Strafanzeige wegen des Verdachts der Verhetzung eingebracht, auch der Ökumenische Rat der Kirchen verurteilte die Aussagen, welche, so sein Vorsitzender, Bischof i.R. Herwig Sturm, seines Erachtens den "Tatbestand der Verhetzung im Geist der Wiederbetätigung" erfüllten. Otto Friedrich

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