"draußen zuhause“ - Leben wie dieses Motto

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"Wir begegnen Menschen, die von anderen Lebenswelten oder Religionen geprägt sind. Wir sehen diese Vielfalt in ihrem Reichtum, aber auch in ihrer Mühsal und wollen ihr in rechter Weise begegnen.“ Dieser Satz aus der Regel des "Werks der Frohbotschaft Batschuns“ trifft die Lebensart von Elisabeth Dörler auf den Punkt. Seit 1986 gehörte sie den "Frohbotinnen“ an, ab 2007 leitete sie die Schwesterngemeinschaft, bis sie durch ihre Krankheit daran gehindert wurde. Am 18. Dezember verstarb Dörler - gerade 54 Jahre alt.

In den 1990er-Jahren entdeckte die studierte Theologin, wie wichtig die Begegnung mit muslimischen Frauen sein konnte, gerade in Vorarlberg, wo bereits viele Muslime lebten. Dieser Einsatz wurde eine Lebensaufgabe für sie. Damals gab es noch kaum irgendwo in Österreich echte Berührung zwischen Christinnen und Christen und den zahlreicher werdenden Muslimen. Dörlers Dissertation "Verständigung leben und lernen am Beispiel von türkischen Muslimen und Vorarlberger Christen“ gibt beredt Zeugnis davon.

1995 wurde Dörler Seelsorgerin und Religionslehrerin an der österreichischen St. Georgs-Gemeinde und -Schule in Istanbul. Dort vervollkommnete sie ihr Engagement für das Gespräch zwischen Christen und Muslimen - nicht zuletzt durch die Gründung des Christlich-Muslimischen Forums. In der Türkei lernte sie auch die intellektuelle Begegnung mit dem Islam kennen, was in Vorarlberg, wo es vor allem um lebenspraktische Fragen ging, kaum möglich war.

Zurück im Ländle setzte Dörler ihr Lebenswerk fort. Sie wurde 2003 zur Islam-Beauftragten der Diözese Feldkirch und entwickelte u. a. einen Islam-Lehrgang für Lehrer oder initiierte die Reihe "Zeig mir, was dir heilig ist“, in der Christen und Muslime sich gegenseitig in ihre heiligen Räume einluden. Gemeinsam mit Eva Grabherr von der Integrations-Projektstelle "okay. zusammen leben“ trug Dörler entscheidend zum Zustandekommen des islamischen Friedhofs für Vorarlberg bei. Der FURCHE stand sie zuletzt unmittelbar vor ihrer Krebsoperation im September 2012 Rede und Antwort - auch da zum Thema: Wie den Muslimen begegnen?

Benno Elbs, der Bischof von Feldkirch, würdigte Dörler als "große Mittlerin zwischen den Kulturen“. Solcher Charakteristik dieses früh zu Ende gegangenen Lebens ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht die Überschrift zur Regel der Frohbotinnen, "draußen zuhause“: Elisabeth Dörlers Leben ereignete sich genau zwischen diesen fast unscheinbaren Wörtern.

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